Bedford-Strohm warnt vor politischem Missbrauch des Christentums
Der Vorsitzende des Weltkirchenrats, Heinrich Bedford-Strohm, sieht das Christentum durch einen zunehmenden politischen Missbrauch bedroht. Als Beispiele nannte er Entwicklungen in den USA, in Russland sowie die AfD in Deutschland. Es dürfe nicht sein, dass Politik das christentum für eigene Zwecke nutze, sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Kritik an donald Trump und evangelikalen Kreisen in den USA
Vorwürfe gegen US-Präsident Trump
Bedford-Strohm übte scharfe Kritik an US-Präsident Donald Trump. Dieser gebe eine eigene Bibel heraus,trete aber gleichzeitig grundlegende Orientierungen des Christentums mit Füßen,sagte der Theologe.Trump bezeichne Menschen als Tiere oder als Abschaum und gehe brutal gegen Flüchtlinge vor.
„Wir müssen gerade an Weihnachten dafür kämpfen, dass diese komplette Instrumentalisierung des Christentums für die eigenen politischen Zwecke aufhört. Wer die kostbaren Grundorientierungen des Christentums so in den Dreck zieht, darf damit nicht durchkommen“, forderte der Weltkirchenrats-Vorsitzende.
Nutzung von Gottesdiensten für politische Botschaften
In evangelikalen Kreisen in den USA sei sehr deutlich zu sehen, wie politische Verantwortungsträger Gottesdienste ganz bewusst nutzten, um politische Ideologie zu verbreiten, sagte Bedford-Strohm.
Vorwürfe gegen Wladimir Putin
Der russische Präsident Wladimir Putin greife unter Berufung auf die christliche Kultur ein anderes Land brutal an und töte jeden Tag Zivilisten mit Bomben, sagte Bedford-Strohm weiter. „Da wird mit christlicher Religion etwas legitimiert, was das Gegenteil von Christlichkeit ist. Weihnachten ist ein guter Wahrheits-Check für diesen Missbrauch der christlichen Kultur“,erklärte der frühere bayerische Landesbischof.
Kritik an der AfD und Blick auf die deutsche Politik
Auch in der deutschen Politik sieht Bedford-Strohm die Gefahr einer Instrumentalisierung des Christentums. „Die AfD behauptet, das Christentum in unserem Land zu schützen, vor allem gegen muslimische Flüchtlinge. Mit dem, wofür Jesus Christus steht, hat das nichts zu tun“, sagte er.
Wenn er mit AfD-Wählern spreche, sehe er immer zuerst den Menschen, nicht seine Worte oder Taten. „Aber meine Haltung ist klar: Die Politik der AfD steht im klaren Widerspruch zu dem,wofür das Christentum steht. Mit dieser klaren inhaltlichen Grundlage gehe ich ins Gespräch“, betonte Bedford-Strohm.
Hintergrund: Weltkirchenrat
Der Weltkirchenrat, auch Ökumenischer Rat der Kirchen genannt, ist ein Zusammenschluss von mehr als 350 evangelischen, anglikanischen und orthodoxen Kirchen mit rund 600 Millionen Mitgliedern.











