Probleme bei Digitalisierung der Funkkommunikation der Bundeswehr
Die Schwierigkeiten der Bundeswehr bei der Digitalisierung der Funkkommunikation sind offenbar gravierender als bisher angenommen. dies berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf rund ein Dutzend bislang vertrauliche Akten aus dem Verteidigungsministerium und der Truppe zu einem zentralen Rüstungsprojekt.
Einschränkungen der Einsatzbereitschaft
Trotz eines abgebrochenen Feldtests im Mai wird die Serienintegration der neuen Funkgeräte derzeit fortgeführt. Laut den Unterlagen führt dies jedoch zu einer Einschränkung der Einsatzbereitschaft der Landstreitkräfte. mit einer Mischlösung aus digitalisierten und analogen Geräten bleibe die Bundeswehr zwar militärisch handlungsfähig, müsse jedoch eine temporäre Reduzierung der Einsatzbereitschaft in Kauf nehmen.
Besonders betroffen ist die Panzerbrigade 37, die aktuell als schnelle Eingreiftruppe („Forward Land Force“, FLF) für die NATO gemeldet ist. Nach weiteren Tests, die für November geplant sind, soll das Gesamtsystem laut den Recherchen der Zeitung weiterhin nur für Ausbildung und Übung einsetzbar sein und gilt nicht als gefechtsbereit. Eine Entscheidung über die Fortsetzung der serienintegration wird laut den Akten erst im vierten Quartal 2025 getroffen.
Technische Mängel und gescheiterte Tests
Bereits vor dem gescheiterten Test im Mai gab es laut den als Verschlusssache eingestuften Papieren Warnungen, dass die von einer Hersteller-arbeitsgemeinschaft gelieferte Software nicht alle geforderten Funktionen erfülle. Vor Beginn der Prüfungen wurde ein Softwarepatch installiert, der die Mängel jedoch nicht beheben konnte.
Nach dem Abbruch des Tests wurden die ersten Einschätzungen des Amtes für Heeresentwicklung in einem Teilergebnisbericht festgehalten. Das zentrale Urteil zu den digitalen Funkgeräten lautete: „nicht kriegstauglich“. Das Scheitern des Tests auf dem Truppenübungsplatz Munster wurde als kritisch bewertet. Einige Mängel seien so gravierend, dass eine Nutzung durch die Truppe derzeit ausgeschlossen werde.
Weitere Schwachstellen im System
Laut den Dokumenten ist das Aufspielen von Kryptoschlüsseln zu umständlich, und das Frequenzmanagement benötigt 40 Tage Vorlaufzeit, während im Ernstfall ein Tag erforderlich wäre. Das System gilt als anfällig für menschliche Fehler. Bei den Tests im Mai dauerte es zwei stunden, bis die Nutzer die Geräte bedienen konnten – und das unter Laborbedingungen mit Unterstützung von IT-Fachleuten und der Nutzung von VW-Transportern in Tarnfarben („Widder“) als Technikträger. Der Einsatz eines solchen Fahrzeugs in einem Gefechtsverband wird als untauglich bewertet.
Das Fazit des Ergebnisberichts lautet: „In seinem derzeitigen Zustand ist das Funkgerät noch nicht für den Einsatz in der Truppe geeignet.“ Die festgestellten Mängel stehen im Gegensatz zu den taktischen Anforderungen im Krieg.





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