diskussion um Beipackzettel für Medikamente
Ablehnung der vollständigen Digitalisierung
Deutschlands Apotheker und der Sozialverband VdK sprechen sich gegen Pläne aus, den verpflichtenden Beipackzettel für Medikamente in Europa schrittweise durch eine elektronische Variante per QR-Code und Smartphone zu ersetzen. Thomas Preis, Präsident der Apotheker-Spitzenorganisation ABDA, betonte gegenüber den Zeitungen der Funke-mediengruppe, dass elektronische Packungsbeilagen die gedruckten Beipackzettel zwar ergänzen, aber nicht vollständig ersetzen dürften. Er verwies darauf, dass jeder barrierefrei über sein Arzneimittel informiert werden müsse, insbesondere in Notfällen.
Barrierefreiheit und Belastung der Apotheken
Preis wies darauf hin, dass insbesondere ältere oder behinderte Menschen oft keinen Zugang zu digitalen Anwendungen hätten. Zudem dürften Apotheken und Arztpraxen nicht zusätzlich belastet werden, etwa durch das Ausdrucken digitaler Beipackzettel auf Papier.
Forderung nach Wahlfreiheit
Auch Verena Bentele, Präsidentin des sozialverbandes VdK, sprach sich für eine Kombination aus gedruckten und digitalen Beipackzetteln aus. Sie betonte, dass alle Patienten weiterhin einen rechtlichen Anspruch auf einen gedruckten Beipackzettel haben sollten. Digitale Packungsbeilagen böten jedoch Vorteile, etwa für sehbehinderte und blinde Menschen, die barrierefreie digitale Formate benötigen.
Hintergrund: Reform des europäischen Arzneimittelrechts
Die Diskussion findet vor dem Hintergrund einer geplanten Reform des europäischen Arzneimittelrechts statt, die nach der Sommerpause in Brüssel vorangetrieben werden soll. Ziel der Reform ist es, den europäischen Pharmasektor wettbewerbsfähiger zu machen und die Versorgung mit Arzneimitteln zu sichern.
Positionen auf europäischer Ebene
EU-Kommission, Europaparlament und Mitgliedstaaten sind sich einig, dass die elektronische Patienteninformation künftig eine größere rolle spielen soll. Damit sollen auch Lieferengpässe bei Medikamenten in Europa besser bewältigt werden. In einigen EU-Staaten,wie Frankreich,warnen Verbraucher- und Patientenschützer jedoch vor dem vollständigen Verschwinden der Packungsbeilage aus Papier.
Argumente für die Digitalisierung
Der deutsche EU-Abgeordnete und Arzt Peter Liese (CDU) sprach sich gegenüber den funke-Zeitungen für die Abschaffung des Papierbeipackzettels und den Umstieg auf digitale Varianten aus. Er argumentierte, dass dies die schnelle Beschaffung von Ersatzmedikamenten aus anderen EU-Staaten bei Engpässen erleichtern und einen Beitrag zum umweltschutz leisten könne. Wer dennoch einen Ausdruck auf Papier wünsche, solle diesen in der apotheke erhalten.Die heutigen technischen Möglichkeiten seien insbesondere für menschen mit unzureichenden Kenntnissen der Landessprache ein Vorteil.