Kritik der Union am Rücktritt von Robert Habeck
Nach den öffentlichen Angriffen des ehemaligen Wirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) auf Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und CSU-Chef Markus Söder sowie seiner ankündigung, sein Bundestagsmandat niederzulegen, hat die Union deutliche Kritik an habeck geäußert.
Unsouveräner Abgang laut Union
Parlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger erklärte gegenüber der „Rheinischen Post“,er wünsche Habeck persönlich alles Gute für die Zukunft. Zugleich betonte er: „Sein unsouveräner Abgang von der politischen Bühne zeigt allerdings, dass er seine Niederlage bei der Bundestagswahl und den Abschied aus der Regierung wohl erst noch verarbeiten muss.“
Vorwürfe von Habeck an Klöckner und Söder
Robert Habeck hatte sich in der „taz“ mit deutlicher Kritik an Julia Klöckner und Markus Söder verabschiedet. Über Klöckner sagte Habeck: „Sie hat immer nur polarisiert, polemisiert und gespalten.“ Söder und der Union warf er vor, Schwarz-Grün „verächtlich gemacht und zerstört“ zu haben. Zudem äußerte er: „Dieses fetischhafte Wurstgefresse von markus Söder ist ja keine Politik.“
CSU kritisiert Habecks stil
Auch die CSU hat Habecks Rückzug aus dem Bundestag und seine Kritik an Markus Söder als schlechten Stil bezeichnet. CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann sagte der „Rheinischen Post“: „Mit diesem schlechten Stil beim Abgang zeigt Habeck einen weiteren Grund, warum er dem Amt des Wirtschaftsministers zu keinem Zeitpunkt gewachsen war.“
Verteidigung durch Michael Kellner
Der ehemalige Politische Geschäftsführer der Grünen und Habeck-Vertraute Michael Kellner verteidigte Habecks deutliche Kritik an der Union.Gegenüber dem Nachrichtensender „Welt“ betonte Kellner, Habeck habe immer für eine „offene Sprache“ gestanden. „Warum das jetzt aufgeben, warum nicht dann auch eine Kritik formulieren? Er formuliert eine sehr deutliche Kritik an Julia Klöckner, aber ehrlicherweise: Die teilen nun wirklich viele.“
Habecks Sprache als Stärke und Schwäche
Kellner sieht Habecks Sprache als eine besondere Stärke, die jedoch auch Ablehnung hervorgerufen habe: „Er war ein ungewöhnlicher Politiker. Er hat eine Sprache. Er klang nicht wie ein normaler Politiker. Er hat eine große Empathie gezeigt – und das ganz, ganz ehrlich. Und er hatte dieses Frische, dieses Unverstellte, dieses ‚Andere‘. Und deswegen hat er auch einerseits so viel Begeisterung, aber dann auch viele Ablehnungen erzeugt.“
Persönliche Belastung durch Ablehnung
Kellner ist überzeugt, dass Habeck unter der Ablehnung und der Polarisierung rund um seine Person gelitten habe. „Wenn Sie Politiker sind – es wäre ja irgendwie verlogen zu sagen, das nimmt einen nicht mit oder es spielt keine Rolle. Gerade er, der ja Widersprüche zusammenführen wollte, der Brücken in der Gesellschaft bauen wollte. Da haben wir alle – und ich glaube auch er – darunter gelitten, dass diese Spaltung in der Gesellschaft so viel größer geworden ist.“
Bilanz von Habecks politischer Arbeit
Kellner betonte, Habeck habe viele „positive Fantasien in diesem Land geweckt“ und die Energiewende vorangebracht. Das große politische Ziel, die Grünen zur stärksten progressiven Kraft im Land zu machen, sei jedoch nicht erreicht worden. „Es ist den Grünen unter Habeck und Baerbock nie gelungen,die Umfragewerte,die wir hatten,wirklich umzusetzen in fulminante Wahlerfolge“,so Kellner. Am Ende „haben die letzten Meter gefehlt – und da war auch viel Widerstand“.