Debatte um Wehrpflicht nach Merz-Interview erneut entfacht
Aussagen von Bundeskanzler Merz
Nach dem TV-Interview mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in der ARD-Sendung von Caren Miosga ist die Diskussion um die Wehrpflicht wieder aufgeflammt. Merz erklärte am Sonntagabend,dass er das neue Wehrdienstmodell zunächst,wie im Koalitionsvertrag vereinbart,auf Freiwilligkeit basieren lassen wolle. Er äußerte jedoch die Erwartung, dass es dabei vermutlich nicht bleiben werde. Zudem sprach sich Merz für die Einführung eines gesellschaftlichen Pflichtjahres aus. Für dessen Umsetzung sowie für die Einbeziehung von Frauen in die Wehrpflicht sei allerdings eine Änderung des Grundgesetzes erforderlich.
Kritik von der Linken
Der Vorsitzende der Linken, Jan van Aken, lehnte diese Vorschläge am Montagmorgen entschieden ab. Er führte die geringe Bereitschaft zum Wehrdienst auf die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung zurück. Van aken äußerte Verständnis dafür, dass junge Menschen nicht für ein Land kämpfen wollten, das ihrer Ansicht nach nicht für sie eintrete. Solange keine Politik für die Mehrheit der Bevölkerung gemacht werde, könne auf eine Wehrpflicht verzichtet werden, sagte van Aken in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv.
Position der Linken zur Grundgesetzänderung
Van aken betonte, dass die Linke eine Grundgesetzänderung zur Einführung des Wehrdienstes an der Waffe auch für Frauen „auf keinen Fall“ unterstützen werde. Er sprach sich grundsätzlich gegen Pflichtdienste aus und erinnerte an seine eigenen Erfahrungen mit der Gewissensprüfung zur Verweigerung des Wehrdienstes, die er als entwürdigend empfand.
Mehrheiten im Bundestag
Im Bundestag könnte die Regierungskoalition aus Union und SPD eine notwendige Zweidrittelmehrheit für eine Grundgesetzänderung nur mit Unterstützung der AfD oder gemeinsam mit Grünen und Linken erreichen.