Wirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschland stagniert
35 Jahre nach der Deutschen Einheit holt der Osten Deutschlands wirtschaftlich kaum noch gegenüber dem Westen auf.das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die der „Spiegel“ berichtet. Die Fortschritte in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit seien laut Studie nur noch gering.
Strukturelle Unterschiede bleiben bestehen
Der Autor der Studie, Klaus-Heiner Röhl, erwartet auf Basis seiner Analyse struktureller Unterschiede nicht, dass der Osten in absehbarer Zeit das Westniveau erreicht.Eine vollständige Angleichung erscheine wenig realistisch. Gründe dafür seien unter anderem der Bevölkerungsschwund in Ostdeutschland, Defizite in Forschung und entwicklung sowie fehlende Investitionen und Start-ups. Zudem mangele es an produktiven Branchen, industriellen Großunternehmen und Konzernzentralen.
Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf
Beim Vergleich der Wirtschaftsleistung fiel der Osten (ohne Berlin) im Jahr 2024 sogar etwas zurück. Das Bruttoinlandsprodukt pro kopf sank auf 71,77 Prozent des Westniveaus,nach 72,04 Prozent im Jahr 2023. Im verarbeitenden Gewerbe gab es zwar eine Angleichung der Wirtschaftsstruktur, diese sei jedoch vor allem auf den Rückgang des Industrieanteils in Westdeutschland zurückzuführen.
Annäherung an westdeutsche Flächenländer
Forscher Röhl hält es für wenig wahrscheinlich, dass der Osten zur ökonomischen Stärke westdeutscher Metropolen wie München oder Hamburg aufschließt. Wahrscheinlicher erscheine eine Annäherung an die Wirtschaftskraft von Westbundesländern wie Schleswig-Holstein oder Rheinland-Pfalz, deren Wirtschafts- und Regionalstruktur derjenigen der ostdeutschen Flächenländer ähnlicher ist.
Positive Entwicklungen und Empfehlungen
Die Studie stellt auch positive Entwicklungen fest. In einigen Bereichen habe die Arbeitsproduktivität regional und sektoral den westdeutschen Durchschnitt erreicht oder übertroffen. Auch die Löhne in Ost und West hätten sich stärker angeglichen, unter anderem durch den Mindestlohn.
um die ostdeutsche Wirtschaft weiter zu stärken,empfiehlt der Wissenschaftler einen späteren Renteneintritt und mehr Zuwanderung von Fachkräften,um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. Die Ostländer könnten mit verfügbaren Wohnungen in naturnaher Umgebung werben. Weitere Potenziale sieht die Studie in einer anwendungsnahen Forschung und weniger Bürokratie für Start-ups. Hohe Subventionen für Einzelprojekte,wie sie etwa für das Werk eines US-Chipkonzerns in Magdeburg geplant waren,bewertet Röhl hingegen kritisch,da sie hohe Risiken und einen verzerrten Wettbewerb mit sich bringen könnten.