Unterschiede in der Lebenserwartung an westeuropäischen Grenzen
In westeuropäischen Grenzregionen bestehen teils erhebliche Unterschiede in der Lebenserwartung der Bevölkerung.Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor, an der Wissenschaftler des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) beteiligt waren. Die Ergebnisse wurden am Mittwoch vorgestellt.
Stabile Differenzen zwischen benachbarten Grenzregionen
Die Studie zeigt, dass zwischen Grenzregionen benachbarter Länder deutliche Unterschiede in der Lebenserwartung bestehen, die sich über die Zeit hinweg häufig als sehr stabil erweisen. Diese grenzüberschreitenden Differenzen fallen oft größer aus als die Unterschiede zwischen Grenzregionen und anderen Regionen innerhalb desselben Landes.
Einfluss nationaler Rahmenbedingungen
Laut Studienautor Pavel Grigoriev, Leiter der Forschungsgruppe „Mortalität“ am BiB, deuten die Befunde darauf hin, dass nationale Rahmenbedingungen weiterhin einen starken Einfluss auf regionale Sterblichkeitsunterschiede in Europa haben. Für die Untersuchung wurden Daten aus 277 westeuropäischen grenznahen Regionen im Zeitraum von 1995 bis 2019 ausgewertet. Der Zeitraum der coronapandemie blieb unberücksichtigt, um langfristige Entwicklungen zu erfassen.
Ergebnisse für deutsche Grenzregionen
Für Deutschland ergab die Untersuchung, dass die Lebenserwartung in den grenzregionen der Nachbarländer häufig höher ist als in den angrenzenden deutschen Gebieten. Besonders deutlich ist der Unterschied zur Schweiz: Männer leben auf deutscher Seite der Grenze im Durchschnitt 2,2 Jahre weniger als ihre Schweizer Nachbarn. Ähnliche Unterschiede wurden an den Grenzen zu den Niederlanden und Dänemark festgestellt. Bei frauen zeigten sich die größten Differenzen im Vergleich zu Frankreich, der Schweiz und Dänemark.
Persistenz der Unterschiede trotz ähnlicher strukturen
Trotz vergleichbarer sozioökonomischer Strukturen und kulturellem Austausch,wie beispielsweise an der deutsch-schweizerischen Grenze,bleiben die Unterschiede in der lebenserwartung bestehen. Der Rückstand der deutschen Grenzregionen gegenüber den westlichen,nördlichen und südlichen Nachbarn hat in den vergangenen Jahrzehnten sogar zugenommen. Die Grenzräume zu Polen und Tschechien wurden in der Studie nicht berücksichtigt.