Forderungen nach Kurswechsel in der EU-Autopolitik
Politik und Industrie sprechen sich für ein Abrücken der EU von einer reinen Elektromobilität aus. Manfred Weber, Vorsitzender der Europäischen Volkspartei (EVP), kündigte gegenüber der „Welt am Sonntag“ an: „Ich verspreche den Europäern das Aus vom Verbrenner-Aus.“ Weber betonte, dass die EVP in Brüssel bereits seit längerer Zeit für dieses Ziel kämpfe und im Herbst konkrete Ergebnisse liefern wolle. Das Ziel der Klimaneutralität halte er weiterhin für wichtig,jedoch müsse der Weg dorthin offenbleiben.
Vier-Punkte-Plan für die europäische Automobilindustrie
Weber stellte der Sonntagszeitung ein „Vier-Punkte-Auto-Versprechen für Europa“ vor. Dazu gehört neben der Rücknahme des Verbrenner-verbots die Gründung einer virtuellen Auto-Universität, die das technische No-how europäischer Hochschulen bündeln soll.Weiterhin schlägt er den Einsatz von KI-gigafabriken für Fahrzeugentwicklung und Mobilitätsforschung vor. Zudem sollen ganze Regionen als Testgebiete für Innovationen wie autonomes Fahren genutzt werden.Ein intensiver Dialog mit den Beschäftigten der Autoindustrie ist ebenfalls Teil des Plans.
Kritik an bisherigen Entscheidungen und Appell an die Sozialdemokraten
Weber forderte, die „ideologischen Fehler der vergangenen Legislaturperiode“ zu korrigieren und appellierte an die Sozialdemokraten, diese Korrekturen zu unterstützen. Dies könne auch dazu beitragen, den Aufstieg rechtspopulistischer Parteien zu verlangsamen. Mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen 2027 in Frankreich und Polen betonte Weber die Bedeutung der Sicherung von Arbeitsplätzen in der Autoindustrie und die Notwendigkeit, die Beschäftigten für die eigenen Positionen zu gewinnen.
Option Vorschläge aus der Industrie
Eine EU-Verordnung aus dem Jahr 2023 sieht eine Reduzierung der Pkw-Emissionen um 100 Prozent vor, was einem Aus für Verbrennungsmotoren entspricht. Christophe Périllat, Vorstandsvorsitzender des französischen Zulieferers Valeo, schlug als Alternative eine Senkung der Emissionsquote auf 90 Prozent vor. Dies würde den Einsatz von Range Extendern und Plug-in-hybriden ermöglichen und der EU-Kommission zugleich ein Entgegenkommen bieten. Périllat erklärte, dass so batterieelektrische Fahrzeuge zugelassen werden könnten, die bei längeren Fahrten einen Teil der Strecke mithilfe eines Verbrennungsmotors zurücklegen.