Kuleba sieht keine schnellen Fortschritte für Frieden in der ukraine
Der ehemalige ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine nach den Gipfeltreffen in Alaska und Washington gedämpft. „Alle tun so, als kämen wir dem Frieden näher.Aber alle erkennen, dass dies nicht der Fall ist. Der Krieg wird weitergehen“, sagte Kuleba dem „Spiegel“.
Putins Haltung zu Verhandlungen
Laut Kuleba, der bis September 2024 das Außenministerium der Ukraine leitete, vermeidet der russische Präsident Wladimir Putin ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj „mit allen Mitteln“. Putin signalisiere zwar Bereitschaft zu einem Abkommen, weise seine Diplomaten jedoch an, eine Einigung zu verhindern. Kuleba erklärte: „Putin weiß: Wenn man einen Raum zu einem persönlichen Treffen betritt, dann muss man ihn mit einem Deal verlassen oder zumindest mit den Umrissen eines Deals. Und seine Motivation hat sich nicht geändert. Er glaubt, dass er den Krieg gewinnen kann. Er glaubt,dass der Westen bereits schwächelt.“
Erwarteter Druck aus den USA
Kuleba rechnet in den kommenden Wochen mit verstärktem Druck der US-Regierung auf die Ukraine und Europa. Seiner Einschätzung nach werde Russland als konstruktive und kompromissbereite Kraft dargestellt,um Zugeständnisse von der Ukraine und Europa zu fordern. Gleichzeitig werde die amerikanische Regierung betonen, dass ohne ihre unterstützung keine Verhandlungsoptionen bestünden. „Ihr müsst unseren Vorschlägen zustimmen, sonst ziehen wir uns zurück“, so Kuleba.
Europäische Unterstützung und mögliche Truppenpräsenz
Kuleba betonte, dass eine interne Einheit europas entscheidend sei, um russischen und amerikanischen Einflussversuchen entgegenzuwirken. „wenn Europa intern vereint bleibt und weiterhin an der Seite der Ukraine steht, werden weder Trump noch Putin Europa und die Ukraine auseinanderbringen können. Und das wissen sie sowohl in Moskau wie in Washington. Sie sagen es nicht laut, aber sie verstehen es“, sagte Kuleba.
Auf die Frage nach einer möglichen europäischen Truppenpräsenz in der Ukraine antwortete Kuleba, dass er weder europäische Kampftruppen noch Friedensschützer erwarte. Eine sehr begrenzte Zahl von Soldaten, weit entfernt vom Kampfgebiet, sei jedoch als Zeichen der Unterstützung denkbar. „Wir sind hier, kämpft ihr bitte mal selbst, wir halten euch bloß den Rücken frei, und eigentlich stimmt das auch nicht, aber lasst uns wenigstens so tun, als ob wir es täten – ja, eine solche Präsenz ist möglich“, erklärte Kuleba.