AfD-Fraktionsvorstand beschließt gemäßigtes Auftreten
Der Vorstand der AfD-Bundestagsfraktion hat bei einer Klausurtagung beschlossen, den eigenen Abgeordneten in dieser Legislaturperiode ein maßvolleres, seriöseres und niveauvolleres Auftreten abzuverlangen. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ unter Berufung auf drei Mitglieder des Fraktionsvorstands. Drei weitere einfache Mitglieder der Fraktion bestätigten laut FAS die Entscheidung.
Begründungen der Parteiführung
Der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla begründete die Entscheidung mit dem Wunsch, eines Tages mit einer Partnerpartei eine Regierungskoalition zu bilden. Chrupalla erklärte, dass eine professionelle und kompetente Außendarstellung notwendig sei, um regierungsfähig zu werden. Auch der stellvertretende AfD-Vorsitzende kay Gottschalk betonte die Notwendigkeit, auf Koalitionspartner zuzugehen und konstruktiv zu diskutieren. Der stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende Sebastian Münzenmaier hob hervor, dass ein respektvoller Umgang wichtig sei und man sich vernünftig verhalten müsse, um ernst genommen zu werden.
Reaktionen aus der Fraktion
Der AfD-Abgeordnete Rüdiger Lucassen bestätigte, dass es den erklärten Willen gebe, die Schärfe aus den Debatten herauszunehmen und nicht mehr in einen Wettbewerb um Ordnungsrufe einzusteigen. Maximilian Krah, AfD-Abgeordneter, verwies auf die Notwendigkeit, im Wahlkreis eine breite Wählerschaft anzusprechen.
Kritik an bisherigen Auftritten
innerhalb der Fraktion wurden negativbeispiele genannt, die künftig vermieden werden sollen. Dazu zählt etwa die Rede von Stephan Brandner bei der konstituierenden Sitzung, in der er von „Schrumpfgermanen von rot-Grün“ und einer „rot-grünen Mischpoke“ sprach. Auch die Abgeordnete Nicole Höchst wurde für ein Meme kritisiert, in dem sie Muslime auf die Düngung von Agrarprodukten mit Schweinemist hinwies. Diese Vorfälle wurden intern als „niveaulos“ und „Schrott“ bezeichnet.Der Verzicht auf Jubel, als Friedrich Merz (CDU) im ersten Wahlgang nicht zum Bundeskanzler gewählt wurde, sowie zurückhaltende Reaktionen auf Regierungserklärungen des Kanzlers gelten als Ausdruck der neuen Strategie.
Veränderte Mitgliederstruktur
Die Abgeordneten führen den Sinneswandel auf eine veränderte Mitgliederstruktur zurück. Im September 2023 hatte die AfD rund 34.000 Mitglieder, aktuell sind es laut Angaben der Partei rund 64.000. Der stellvertretende Parteivorsitzende Gottschalk beschreibt eine Wandlung in der mitgliederschaft und sieht eine Entwicklung hin zu mehr Professionalität. Auch der baden-württembergische Spitzenkandidat Markus Frohnmaier spricht von einer „Professionalisierung“.
Kritische Stimmen innerhalb der Partei
Der thüringische AfD-Vorsitzende Björn Höcke äußerte sich kritisch zur neuen Strategie. Er betonte, dass die AfD als einzige authentische Oppositionspartei mehr als zurückhaltend sei und forderte Mäßigung von den etablierten Parteien.