Zunahme rechtsmotivierter Vorfälle an Schulen in Deutschland
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland an jedem schultag mindestens zehn rechtsmotivierte Vorfälle registriert. Dies berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ unter Berufung auf eigene Recherchen.
Häufigkeit und Art der Vorfälle
Bei den meisten Vorfällen handelt es sich um sogenannte Propagandadelikte,wie das Malen von Hakenkreuzen oder das Zeigen des Hitlergrußes. Die Zahl der rechtsmotivierten Vorfälle an deutschen Schulen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. In nahezu allen Bundesländern wurden mehr Fälle gemeldet.
Entwicklung in den Bundesländern
In Baden-Württemberg wurden 2022 neun rechtsextreme Vorfälle an Schulen dokumentiert. 2023 stieg die Zahl auf 32 und 2024 auf 62. In den vergangenen zwei Monaten gab es nach Angaben des Kultusministeriums 20 Fälle, vor allem das Zeigen des Hitlergrußes und Schmierereien von NS-Symbolen.
In Bayern liegen laut Landeskriminalamt keine spezifischen Zahlen für Schulen vor.
In Berlin erfasst die Polizei alle Fälle politisch motivierter Kriminalität rechts, sobald Anzeige erstattet wird. 2021 wurden 33, 2022 81, 2023 80 und 2024 bereits 115 Fälle gezählt.Für 2025 wurden bislang 56 Fälle gemeldet. Angaben zur Art der Vorfälle machte die Polizei nicht.
In Brandenburg wurden 2023 insgesamt 259 rechtsextreme Straftaten gemeldet, 2024 waren es 336. Darunter waren antisemitische Beleidigungen und rechtsradikale Ausrufe, wie das Bildungsministerium mitteilte.In Bremen wurden 2022 dreizehn, 2023 zwanzig und im vergangenen Jahr 26 rechtsextreme Fälle gemeldet.Das Innenministerium geht von einem erheblichen Dunkelfeld aus. Hamburg machte bis Redaktionsschluss keine Angaben.
In Hessen wurden 2022 zwei Vorfälle erfasst, 2023 waren es 37 und 2024 172. Zu den Delikten zählten Hakenkreuz-Schmierereien, das Zeigen des hitlergrußes, das Singen rechtsextremer Lieder sowie rechtsextreme Posts in sozialen Medien.In Mecklenburg-Vorpommern gibt es keine separate statistische Erfassung. Im Schuljahr 2022/2023 wurden 19 meldepflichtige Vorfälle mit extremistischem Hintergrund dokumentiert, ein Jahr später waren es 100.
In Niedersachsen gab es 2022 insgesamt 82 rechtsmotivierte Straftaten an Schulen, 2023 waren es 131, 2024 stieg die Zahl auf 140 und aktuell sind 305 Fälle dokumentiert.Der Großteil sind Propagandadelikte, gefolgt von Volksverhetzung.
In Nordrhein-westfalen stieg die Zahl der Fälle von 277 im Jahr 2023 auf 452 im Jahr 2024.Auch hier handelt es sich überwiegend um Propagandadelikte, gefolgt von Volksverhetzung.
In Rheinland-Pfalz wurden 2023 18 Propagandadelikte erfasst, 2024 waren es 33.Zusätzlich gab es fünf Fälle von Volksverhetzung.
Im saarland wurden 2023 neun rechtsextreme Fälle erfasst, 2024 waren es 23.
In Sachsen gab es 2022 154 gemeldete mutmaßlich rechtsextreme Fälle, 2023 waren es 149 und 2024 stieg die Zahl auf 156. Besonders häufig sind Propagandadelikte,darunter das Posieren vor Holocaust-Gedenkstätten mit entsprechenden Gesten und das Veröffentlichen dieser Bilder in sozialen Medien.
In Sachsen-Anhalt wurden 2023 insgesamt 74 und 2024 185 Fälle mit rechtem Hintergrund an Schulen gemeldet. Die meisten davon waren Propagandadelikte.
In Schleswig-Holstein wurden für das Schuljahr 2023/2024 insgesamt 24 mutmaßlich rechtsextreme Fälle erfasst, darunter rassistische Äußerungen, Hakenkreuz-Schmierereien, rechtsextreme Posts und Körperverletzungen.
In Thüringen wurden 2021 insgesamt 49 Fälle registriert, in denen Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verwendet wurden. 2022 waren es 86, 2023 92 und 2024 122 Fälle.
Unterschiedliche Erfassungsmethoden und steigender Trend
Die Zahlen sind nicht direkt miteinander vergleichbar, da die Bundesländer unterschiedliche Regeln für Meldepflichten haben. Dennoch zeigt sich ein klarer Trend: In fast allen Ländern steigen die Zahlen rechtsmotivierter Vorfälle an Schulen oder stagnieren auf hohem Niveau.