Letzter deutscher Siliziumhersteller RW Silicium schließt Standort Pocking
RW Silicium, der letzte deutsche Hersteller von Silizium, stellt seinen Betrieb zum 31. Dezember 2025 ein. Das Werk befindet sich im niederbayerischen Pocking. Dies berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in ihrer Freitagsausgabe.
Begründung und Ablauf der Schließung
Wirtschaftliche Perspektivlosigkeit
„Wir mussten diese Entscheidung treffen, weil es trotz aller Versuche letztlich keine wirtschaftliche Perspektive mehr für den Standort gab“, sagte Heinz Schimmelbusch, Vorstandsvorsitzender der Muttergesellschaft AMG, der Zeitung. Nach seinen Angaben waren der Schließung drei Jahre vergeblicher Rettungsversuche vorausgegangen.Er könne keine Erwartungen mehr wecken,die er nicht halten könne.
Facts der Belegschaft
Die 110 Beschäftigten sollen an diesem Freitag über die Schließung informiert werden. Anschließend sind Gespräche mit der Belegschaft über die Konditionen der Werkschließung vorgesehen.
Entwicklung des Standorts Pocking
Produktion und Bedeutung von Silizium
Die Fabrik in Pocking wurde 1942 eröffnet. In ihren besten Zeiten produzierte sie rund 30.000 Tonnen metallurgisches Silizium. Dieses Halbmetall wird als Grundstoff in der Elektronikindustrie eingesetzt sowie für Solarmodule und die Batterieproduktion.
zuletzt war nur noch einer von vier Öfen in betrieb. Ein Großteil der Belegschaft befand sich bereits in Kurzarbeit.
Ursachen für den Niedergang
Steigende Energiekosten und Nachfragerückgang
Eine Ursache für die wirtschaftlichen Probleme des Standorts ist laut Bericht der Strompreisanstieg in deutschland nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Nach Angaben von Schimmelbusch verdreifachten sich dadurch die Stromkosten auf neun Cent je Kilowattstunde.
Hinzu kommt die deutsche Industriekrise, durch die die Nachfrage nach Silizium erheblich gesunken ist. Gleichzeitig drückt günstiges Silizium, vor allem aus China, die Weltmarktpreise. RW Silicium musste demnach zuletzt bis zu 40 Prozent unter den Herstellungskosten produzieren.
Widerspruch zu Rohstoffstrategie von Bundesregierung und EU
Mit der Schließung in Pocking zieht sich der letzte deutsche Hersteller von Silizium in einer Phase vom Markt zurück, in der Bundesregierung und EU-Kommission auf eine größere Unabhängigkeit in den Rohstofflieferketten hinarbeiten.Auslöser dieser Bemühungen sind verschärfte Ausfuhrbeschränkungen Pekings für Seltene Erden und Technologiemetalle. China ist für viele rohstoffe der größte Exporteur und verfügt über eine große Marktmacht.
Weitere Einschnitte in der Siliziumproduktion
PCC-Gruppe legt Produktion in Island still
RW silicium ist nach dem Bericht kein Einzelfall. Die PCC-Gruppe aus Duisburg hat ihre Siliziumproduktion in Island bereits im Frühjahr temporär stillgelegt und mehr als 100 Mitarbeitern gekündigt.
PCC-Vorstandschef Peter Wenzel sagte der Zeitung, man sehe sich nahezu ungeschützt einem zunehmend unfairen und teilweise ruinösen Wettbewerb durch Importe aus Ländern mit wesentlich geringeren Standards hinsichtlich sozialer Aspekte, Arbeitsschutz, Menschenrechten sowie Umwelt und Klima ausgesetzt.
Vorwürfe gegen Importe aus China
Wenzel verwies insbesondere auf Importe aus China. „Dumpingimporte aus China, wo etwa in der Provinz Xinjiang große Mengen von Silizium und dessen Folgeprodukten auf Basis von Zwangsarbeit und nicht ansatzweise vergleichbaren Umwelt-, Sozial- und Arbeitsschutzstandards hergestellt werden, erreichen den europäischen Markt nahezu ohne Restriktionen“, sagte er.
PCC hat beim isländischen Wirtschaftsministerium eine anti-Dumping-Beschwerde eingereicht und hofft auf entsprechende Maßnahmen. Eine Wiedereröffnung der siliziumproduktion in Island wird offengehalten.











