Bosch-Chef Hartung fordert mehr Risikobereitschaft in Deutschland
Bosch-Chef Stefan Hartung hat einen veränderten Umgang mit der Kultur des Scheiterns und des Risikos in Deutschland angemahnt. „Insgesamt würde ich uns als Gesellschaft mehr Mut zum Risiko wünschen“, sagte Hartung den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er bezog sich dabei auf Ergebnisse des Bosch Tech Compass, einer Studie mit einer Umfrage in sieben Ländern im Auftrag des Konzerns.
Mehrheit wünscht sich Pause bei technologischem Fortschritt
Dem Bosch Tech compass zufolge gaben 57 Prozent der rund 11.000 in sieben Ländern befragten Menschen an, dass sie sich einen Pause-Knopf bei der technologischen Entwicklung wünschen würden. In Deutschland ist knapp jeder Zweite (47 Prozent) der Auffassung, dass man den technologischen Fortschritt bremsen sollte, bis man die Konsequenzen besser versteht.
Skepsis gegenüber technologischem fortschritt im Ländervergleich
Bewertung, ob Technologie die Welt besser macht
Im internationalen Vergleich zeigen sich die Deutschen in der Frage skeptisch, ob technologischer Fortschritt die Welt besser mache. Lediglich 59 Prozent bejahten dies. Nur in Frankreich ist die Zustimmung mit 53 Prozent noch geringer.
„Die Ergebnisse des Bosch Tech Compass deuten darauf hin, dass wir in Deutschland die gesellschaftliche Akzeptanz für Innovationen steigern müssen“, sagte Hartung. Um innovationen umzusetzen, müssten zudem die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu zählte der Vorsitzende der Bosch-Geschäftsführung Maßnahmen wie steuerliche Entlastung für Investitionen in innovative Technologien, mehr Agilität und weniger Bürokratie.
Kritik an Bildungssystem und Regulierung
Der Umfrage zufolge sind nur 30 Prozent der in Deutschland Befragten der Ansicht, dass das deutsche Bildungssystem innovatives Denken fördere. Nicht einmal jeder Vierte (23 Prozent) ist der Auffassung, dass die Regulierung in Deutschland Innovationen erfolgreich unterstützt.
Nur 40 Prozent der Befragten in Deutschland fühlen sich auf das KI-Zeitalter vorbereitet.Damit ist Deutschland unter den sieben betrachteten Ländern Schlusslicht. Dies gilt, obwohl 77 Prozent der Deutschen der Meinung sind, dass die Künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren die einflussreichste Technologie sein wird.
Große Vorbehalte gegenüber Zukunftsszenarien
Leben auf einem anderen Planeten
Je konkreter Zukunftsszenarien abgefragt werden, desto skeptischer reagieren die Befragten in Deutschland. So wäre nicht einmal jeder Fünfte in Deutschland bereit, auf einem anderen Planeten zu leben, selbst wenn dies technisch möglich wäre (19 Prozent). In Indien würden sich zwei Drittel der Befragten darauf einlassen, in China jeder Zweite.
Direkte Verbindung des Gehirns mit dem Internet
Auch von der Möglichkeit, das eigene Gehirn direkt mit dem internet zu verbinden, hält man in Deutschland laut Umfrage wenig. Nur 13 Prozent wären dafür offen, der mit Abstand geringste Wert der Studie.
Skepsis zeigt sich auch bei der herausgabe privater Daten zur Gesundheitsvorsorge.Lediglich 28 Prozent der Befragten in Deutschland wären hierzu bereit.
Details zur Bosch-Tech-Compass-Studie
Für die Studie hat die Gesellschaft für Innovative marktforschung mbH im Auftrag von Bosch insgesamt 11.000 Menschen befragt. In Deutschland, Frankreich und Großbritannien wurden jeweils 1.000 Personen befragt, in Brasilien, China, Indien und den USA jeweils 2.000 Personen. Bosch wurde während der Befragung nicht als Auftraggeber genannt.










