Steigende Nachfrage bei Beratungsstellen für Kriegsdienstverweigerung
Die Beratungsstellen für Kriegsdienstverweigerung verzeichnen angesichts des Kabinettsbeschlusses zur Einführung eines neuen Wehrdienstes und der anhaltenden Debatte über eine mögliche Rückkehr zur Wehrpflicht einen wachsenden Zulauf.
Zunahme der Anfragen und Website-Aufrufe
„Bei uns gehen immer mehr Anfragen ein, wenn das Thema Wehrdienst und Wehrpflicht in den Medien ist“, erklärte der politische Geschäftsführer der Vereinigung DFGVK, Michael Schulze von Glaßer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. In der vergangenen Woche sei die Zahl der Anfragen deutlich gestiegen und halte weiterhin an. Die Website der Vereinigung verzeichnete im August 54.946 Aufrufe, während es im mai noch 24.151 waren.
Strategiewechsel bei der Beratung
Seit dem Kabinettsbeschluss vom vergangenen Mittwoch habe es einen Strategiewechsel in der Beratung gegeben, so schulze von glaßer. Bis vor Kurzem wurde Ungedienten,also Zivilisten ohne bisherigen Kontakt zur Armee,geraten,noch keinen Verweigerungsantrag zu stellen,um nicht zur Musterung eingeladen zu werden. Dadurch hätten sie „unter dem Radar fliegen“ und der Armee nicht auffallen können. Seit letzter Woche empfiehlt die Vereinigung jedoch allen jungen Menschen,insbesondere denen,die nach dem 1. Januar 2010 geboren wurden, einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung zu stellen, da sie laut dem neuen Wehrdienstgesetz ohnehin gemustert werden sollen.
Steigende Zahl der Anträge
Anträge auf Kriegsdienstverweigerung müssen bei den Karrierecentern der Bundeswehr eingereicht werden, da ihnen eine Tauglichkeitsprüfung durch die Bundeswehr vorausgeht. Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und frieden (EAK) teilte dem Redaktionsnetzwerk deutschland mit, dass die Wehrpflicht-Debatte die Zahl der Beratungsanfragen bereits im vergangenen Jahr um mehr als 30 Prozent erhöht habe.
Das Bundesamt für familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben erfasste in der ersten Jahreshälfte 1.363 Anträge auf Anerkennung der Kriegsdienstverweigerung. im Jahr 2022 lag die Zahl der Anträge bei 951, 2023 bei 1.079 und 2024 bei 2.241.