Warnung vor Defiziten im Bevölkerungsschutz
Das Rote Kreuz warnt vor gravierenden Problemen im Krisenfall oder bei Ausbruch eines bewaffneten Konflikts. „Die Bevölkerung ist im Krisenfall kaum geschützt“, erklärte der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Christian Reuter, gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.
Mängel in verschiedenen Bereichen
Das Rote Kreuz sieht defizite in vielen Bereichen des Bevölkerungsschutzes.Reuter betonte: „egal, wo Sie hinschauen: Es fehlt an funktionierenden Schutzräumen, an Vorräten für eine Krise, an Kapazitäten in Krankenhäusern und an Medikamenten wie Antibiotika. Wo die Ressourcen sind, um Bürger in der Krise zu helfen? Die haben wir in den meisten Fällen nicht.“ Nach Ansicht des Roten Kreuzes sei die sogenannte Zeitenwende beim Bevölkerungsschutz noch nicht angekommen.
Finanzierung und Kapazitäten
Mit diesen aussagen erhöht das Rote Kreuz auch den Druck auf die laufenden Haushaltsverhandlungen der schwarz-roten Koalition. Laut Weißbuch der Bundeswehr müsse der Staat ein bis zwei Prozent der Bevölkerung unterbringen und versorgen – das entspreche zwischen 800.000 und 1,6 millionen Menschen. „Bislang aber klappt das nur für einige zehntausend“, sagte Reuter. Für eine Umsteuerung fehlten bislang die Mittel. „Das eingeplante Geld reicht nicht hinten und nicht vorne“, so Reuter weiter. Für den Bevölkerungsschutz seien jährlich 2,5 Milliarden Euro im Haushalt nötig. Für 2025 sei derzeit nur die Hälfte eingeplant.“Das ist nicht akzeptabel“, kritisierte reuter.
Investitionsbedarf im Gesundheitswesen
Besonders im Bereich der Krankenhäuser sieht das Rote Kreuz einen großen Investitionsbedarf. „Das Gesundheitswesen steht schon unter normalen Umständen auf der Kippe“, erklärte Reuter. „Für einen großen Krisenfall sind wir überhaupt nicht ausgerüstet.“ Die Bundeswehr rechne in Szenarien mit 1.000 Verwundeten pro Tag zusätzlich. „Wir sollten also 10.000 bis 20.000 Betten für krisen und Konflikte vorhalten, auch wenn die erst mal leer stehen.“
Eigene Initiativen des Roten Kreuzes
Das Rote Kreuz plant, selbst aktiv zu werden. Derzeit wird ein Pool von 2.000 Fachleuten – darunter Pflegefachpersonal, Ärzte und Techniker – aufgebaut.Diese sollen gezielt darauf vorbereitet werden, in Szenarien bewaffneter Konflikte und anderer größerer Krisen eingesetzt werden zu können. „Diese Reserve soll 2029 stehen“,so Reuter.