Ärzte ohne Zulassung arbeiten in Deutschland
In Deutschland arbeiten offenbar mehr als 30 Ärzte, denen im Ausland die Approbation entzogen wurde. Gründe hierfür sind unter anderem schwere Behandlungsfehler oder Verurteilungen wegen sexuellen Missbrauchs. Dies geht aus einer gemeinsamen Recherche des „Spiegel“ mit dem ZDF, dem „Standard“, dem Organized Crime and Corruption Reporting Project sowie weiteren Medien hervor.
Approbation als Voraussetzung für ärztliche Tätigkeit
In Deutschland ist eine gültige Approbation Voraussetzung, um als Arzt praktizieren zu dürfen. Die Arbeitserlaubnis dient dazu, sicherzustellen, dass Mediziner über die erforderlichen Kompetenzen und Qualifikationen verfügen, um die öffentliche gesundheit zu schützen.
Lücken bei der Überprüfung ausländischer Zulassungsentzüge
Tatsächlich wird in Deutschland jedoch offenbar nicht überprüft, ob einem Arzt in einem anderen Land die Zulassung entzogen wurde. Wer in Deutschland einmal die Approbation erhalten hat, kann praktizieren, unabhängig davon, ob in einem anderen Staat die Zulassung aberkannt wurde.
Entzug der ärztlichen Zulassung in Europa
Nach Recherchen des „Spiegel“ verlieren allein in Norwegen, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich jedes Jahr rund hundert Ärzte ihre Lizenz. In Europa insgesamt sind es vermutlich mehrere Hundert. In einigen Fällen wird lediglich die Approbation entzogen,in anderen Fällen erfolgt zusätzlich eine strafrechtliche Verurteilung.
Europäisches Warnsystem und seine Wirkung
Um zu verhindern, dass auffällig gewordene Ärzte in anderen Ländern weiterarbeiten, existiert seit über zwölf Jahren ein europäisches Warnsystem. Dieses ist Teil des Binnenmarkt-Informationssystems (IMI) und soll sicherstellen, dass Behörden über den Entzug von Approbationen informiert werden.
Geringe Auswirkungen in Deutschland
In Deutschland hat das Warnsystem bislang kaum Auswirkungen. Zwischen 2020 und 2024 wurde laut einer Abfrage des „Spiegel“ bei den Gesundheitsministerien der Länder 141 Medizinern die Approbation entzogen. Bei über 400.000 praktizierenden Ärzten in Deutschland entspricht dies 0,03 Prozent. Viele Ministerien gaben an, dass der Entzug der Approbation keine folge einer Warnung aus dem Ausland gewesen sei; andere konnten dazu keine Angaben machen.