Eine Umfrage der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zeigt, dass 80 Prozent der befragten Eisenbahner den Systemen der Deutschen Bahn (DB) misstrauen, über die Lokführer Störungen oder potenzielle Gefahren melden können.
Umfrageergebnisse der GDL
Laut der Erhebung halten 19 Prozent der Befragten die Systeme für „gar nicht verlässlich“, 34 prozent für „eher weniger verlässlich“ und 28 Prozent für „teils, teils“. Über die ergebnisse berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die Umfrage ist eine Reaktion auf den internen Untersuchungsbericht der Kanzlei Gleiss Lutz zum Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen im Jahr 2022, in dem die Meldesysteme ebenfalls thematisiert werden. Auch im laufenden Prozess vor dem Landgericht München II spielen sie wiederholt eine rolle.
Gründe für mangelndes Vertrauen
Als Hauptgrund nennt die Umfrage mangelnde Transparenz. Fast 80 Prozent der befragten GDL-Eisenbahner erhalten demnach „nie“ oder „selten“ eine Rückmeldung zu ihren Meldungen. Unklar bleibt für sie, ob Hinweise geprüft, Anlagen repariert oder Langsamfahrstellen eingerichtet wurden. „Wer die Sorgen und Eindrücke der Eisenbahner ignoriert, riskiert, an der Realität vorbei zu entscheiden“, sagt GDL-chef Mario Reiß. „Ohne verlässliche Informationsketten kann kein Vertrauen entstehen – und ohne Vertrauen funktioniert keine Sicherheitskultur.“ Erst im Oktober hatte DB-Infrago-Chef Philipp Nagl erklärt,diese müsse „Chefsache“ sein.
Umgang mit dem Untersuchungsbericht
GDL-chef Reiß fordert von der Deutschen Bahn und der Politik, „die Eindrücke der Beschäftigten an und auf der Schiene endlich mit der gebührenden Ernsthaftigkeit aufzunehmen“. Der 340 Seiten starke Untersuchungsbericht liegt seit dem 1. September vor. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) kennt ihn jedoch nach eigenen Angaben immer noch nicht vollständig. „Die DB Infrago AG hat die Einsichtnahme in den gesamten Bericht gegenüber dem EBA zugesagt“, teilte ein Sprecher mit. Bereits vor fünf Wochen hatte das EBA der Süddeutschen Zeitung mitgeteilt, „das gesamte Gutachten bei der Deutschen Bahn angefordert“ zu haben. Unklar ist,ob das Bundesverkehrsministerium den Gleiss-Lutz-Bericht inzwischen in voller Länge kennt. Eine entsprechende Anfrage blieb auch nach 48 Stunden unbeantwortet.





