Start des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung als Herausforderung
Die Präsidentin des wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), nicola Fuchs-Schündeln, bezeichnet den Start des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter in einem Jahr als Kraftakt. „Ich gehe nicht davon aus, dass das von Anfang an überall sehr gut klappt“, sagte die Ökonomin dem „Handelsblatt“. Dennoch betonte sie die Bedeutung der Ganztagsbetreuung für die Wirtschaftsleistung des Landes. „Deswegen ist es gut, dass es eine Deadline gibt, damit diese Anstrengung auch angegangen wird.“
Erwartete Auswirkungen auf Erwerbstätigkeit von Müttern
Fuchs-Schündeln erwartet, dass eine höhere Ganztagsbetreuung die Erwerbstätigkeit von Müttern sowie deren Arbeitsstunden steigen lässt. Darüber hinaus sieht sie weiteren Reformbedarf, insbesondere beim Ehegattensplitting und der Minijobregelung. „Hier könnte die Regierung wesentlich mutiger vorgehen“, sagte die Wirtschaftsprofessorin, die im vergangenen September die Nachfolge von Jutta Allmendinger beim WZB angetreten hat. „Ich würde den Kanzler gerne ermutigen, an beiden Systemen etwas zu ändern.“
Reformmöglichkeiten beim Ehegattensplitting
Nach Ansicht von Fuchs-schündeln könnte das Ehegattensplitting auch für bestehende Ehen reformiert werden. Sie verwies auf Großbritannien, wo der sogenannte Ehebonus über ein Jahrzehnt hinweg schrittweise abgeschmolzen wurde.„Die Menschen hatten die Möglichkeit, sich darauf einzustellen“, so die Ökonomin. Sie kritisierte, dass die Union sich nicht traue, die Anreize zu ändern: „das Ehegattensplitting ist eine heilige Kuh der deutschen Politik.“