Klöckner verteidigt Entscheidung zur Regenbogenfahne
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hat die Kritik an ihrer Entscheidung, die Regenbogenfahne nicht zum Christopher Street Day am Reichstagsgebäude zu hissen, zurückgewiesen. „Die Regenbogenfahnen-Debatte hat an Maß und Mitte verloren“, sagte Klöckner der „Süddeutschen Zeitung“. Sie betonte, dass nicht bei jedem guten und wichtigen Anlass Fahnen gehisst werden könnten. Als Beispiel nannte sie den Orange Day gegen Gewalt an frauen, zu dem ebenfalls keine Fahne am Reichstag gehisst werde.
Unterschied zu Vorgängerin Bas
Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin Bärbel Bas (SPD) hat Klöckner entschieden, die Regenbogenfahne nicht mehr zum Christopher Street Day in Berlin zu hissen, sondern nur noch am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) am 17. Mai. Eine Petition, die eine Änderung dieser Entscheidung forderte, erreichte mehr als 220.000 unterschriften.
Stellungnahme zu Kirchen und Kritik
Die CDU-Politikerin verteidigte auch ihre Äußerungen zu tagespolitischen Stellungnahmen der Kirchen. „Die Kritik an meinem Interview zu den Kirchen hatte doch mit dem, was ich eigentlich gesagt hatte, kaum noch was zu tun“, erklärte Klöckner. Sie hob hervor, Mitglied der katholischen Kirche zu sein, Theologie studiert zu haben und Kirchensteuern zu zahlen. Viele Kritiker hätten das Interview nicht gelesen und seien selbst nicht in der Kirche. Für Klöckner gehört es zum Bild der Kirche, sich selbst zu hinterfragen, insbesondere angesichts sinkender Mitgliederzahlen.
Regeln im Bundestag und Umgang mit Kritik
Zur Kritik, sie agiere als Bundestagspräsidentin zu oberlehrerhaft, sagte Klöckner: „Ich bin nicht die Erziehungsberechtigte der Abgeordneten.Aber wir müssen schon Regeln einhalten – und das gilt für alle, unabhängig der Fraktion.“ Sie betonte, dass in einem polarisierten Parlament Klarheit und Verlässlichkeit wichtig seien, um das Vertrauen in politische Institutionen zurückzugewinnen.
ungleichbehandlung von Frauen in der Politik
Klöckner äußerte zudem den Eindruck, dass frauen aus der Union härter behandelt würden als Frauen anderer Parteien. Sie berichtete von einer Journalistin,die sie zu Beginn ihrer Amtszeit gefragt habe,was sie für das Amt qualifiziere. Eine solche Frage würde einem Mann mit vergleichbarer politischer Erfahrung ihrer Ansicht nach nicht gestellt.
Kritik an Debattenkultur und Bedeutung der Kommunalpolitik
Die Bundestagspräsidentin übte grundsätzliche Kritik an der Art und Weise, wie politische Debatten geführt werden. „Berlin-Mitte ist ziemlich weit weg von der Breite der Sorgen und Wünsche der Bürger in ganz Deutschland“, sagte Klöckner. Sie betonte die bedeutung der Nähe zu den Menschen in Dörfern und kleinen Städten und verwies auf ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Kreistag von Bad Kreuznach.Dort habe sie früh Rückmeldungen zu Herausforderungen bei der Aufnahme und Integration von Migranten erhalten. Das engagement in der Kommunalpolitik sorge für Bodenhaftung und sei ein wichtiger Seismograf für gesellschaftliche Entwicklungen.