Appell von Jean Tirole an Europa
Kurz vor den deutsch-französischen Regierungskonsultationen hat der französische Wirtschaftsnobelpreisträger Jean Tirole Europa zu umfassenden Reformen und einem entschlossenen Vorgehen im Handelsstreit mit den USA aufgerufen. „Wir müssen für unsere Werte kämpfen und widerstandsfähig sein“, sagte Tirole der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Rückblick auf die europäische Entwicklung
Tirole erinnerte an die Fünfzigerjahre in Europa. damals habe eine positive Grundhaltung und die Überzeugung geherrscht, dass durch Frieden und Wachstum ein großer Mehrwert geschaffen werden könne. Heute hingegen dominiere ein nullsummendenken: Politiker in einem EU-Land überlegten, wie sie einem anderen Land Geld entziehen könnten, um selbst Wählerstimmen zu gewinnen. „Entweder wir regieren und verändern etwas, oder wir werden für die Konsequenzen zahlen müssen“, so Tirole.
Forderung nach klarem Kurs im Handelskonflikt
Tirole forderte einen klaren Kurs im Handelskonflikt mit den USA. US-Ex-Präsident Donald Trump hatte zuletzt gefordert, dass die EU die Digitalgesetze DSA und DMA aussetzt. Tirole sieht die Gefahr, dass eine solche einmischung hingenommen wird. „Wer garantiert dann,dass europäischen Ländern demnächst nicht auch vorgeschrieben wird,wie der Wohlfahrtsstaat aussehen sollte? Dann werden wir zur Kolonie eines anderen Landes“,sagte er. Die Regulierung von Themen wie etwa „Wokeness“ im Internet sei eine europäische Angelegenheit und betreffe das Leben in Europa, unabhängig davon, wie andere Länder dazu stehen.
Umgang mit Unternehmensdaten
Tirole sprach sich zudem dafür aus, Daten, die von Unternehmen wie Palantir gesammelt werden, teilweise mit einem Ablaufdatum zu versehen. Andernfalls könnten autoritäre Regierungen diese Daten für repressive Zwecke missbrauchen.
Originalquelle:
DTS Nachrichtenagentur