Positive Bilanz der Flüchtlingsintegration in Deutschland
Der Migrationsexperte des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bei der Bundesagentur für Arbeit, Herbert Brücker, zieht zehn Jahre nach der großen Flüchtlingsbewegung nach deutschland eine positive Bilanz. „Wir liegen, zusammen mit Norwegen, recht weit vorn – und wesentlich besser als Dänemark, Niederlande und Italien“, sagte Brücker dem „Handelsblatt“.
Kritik an bundesweiter Verteilung der Geflüchteten
Brücker betonte jedoch, dass die Integration noch erfolgreicher hätte verlaufen können, wenn Geflüchtete nicht überdurchschnittlich auf strukturschwache Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit verteilt worden wären. Auch der Ökonom Panu Poutvaara vom Ifo-Institut kritisierte die Verteilung der Geflüchteten nach dem sogenannten „Königssteiner Schlüssel“ auf die bundesländer. Dies führe zu einer erheblichen zufallskomponente bei den integrationschancen von Asylbewerbern, so Poutvaara, der auch Mitglied des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) ist.
Erwerbstätigkeit und Qualifikationen der Geflüchteten
Laut Brücker liegt die Erwerbstätigenquote der 2015 geflüchteten Männer heute sogar über dem deutschen Durchschnitt. Eine deutliche Mehrheit bestreite ihren Lebensunterhalt selbst, mehr als die Hälfte arbeite als Fachkraft oder auf einem höheren niveau. Das reale Qualifikationsniveau sei sehr viel höher, als die oft nicht vorhandenen formellen Abschlüsse vermuten ließen.Die Tätigkeitsstruktur der Geflüchteten in ihren Herkunftsländern sei der in Deutschland sehr ähnlich, auch wenn die Bildungswege unterschiedlich seien. So gebe es beispielsweise in Syrien oder im Irak keine kaufmännische Ausbildung wie in Deutschland, dennoch hätten viele Geflüchtete vergleichbare Tätigkeiten ausgeübt.