Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus
die Landeshauptstadt Saarbrücken hat sechs neue Stolpersteine in den Stadtteilen Altenkessel und burbach verlegt. Die Gedenksteine erinnern an die Schikanierung, Stigmatisierung, Inhaftierung und Ermordung von Saarbrücker Bürgerinnen und Bürgern durch das NS-Regime. Geehrt werden Elisabeth Krug in der alleestraße 108 in Altenkessel, das Ehepaar Moritz und clementine Schwarz in der Luisenthaler Straße 1, Mathias Werner Reinert in der Luisenthaler Straße 4 sowie Heinrich Philipp und Wilhelm Bollinger in der Hochstraße 98 (ehemals Wilhelmstraße 12) in Burbach.
Zentrale Feierstunde in Altenkessel
Im Bürgerhaus Altenkessel-Rockershausen fand eine zentrale Feierstunde statt,bei der die Biografien und Schicksale der sechs geehrten Personen vorgestellt wurden. Oberbürgermeister Uwe conradt begrüßte die Initiatorinnen und Initiatoren sowie Patinnen und Paten. Anwesend waren unter anderem Vertreter der Synagogengemeinde Saar,der katholischen Kirchengemeinde St. Eligius in Burbach und der Antisemitismusbeauftragte des Saarlandes. Nach der Feierstunde wurde an den jeweiligen Wohnorten der Opfer gedacht.
Oberbürgermeister Uwe Conradt betonte die Bedeutung der Stolpersteine als Orte des Innehaltens und Erinnerns an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Er hob hervor, dass die Landeshauptstadt Saarbrücken sich klar zu Menschenwürde, Freiheit und Demokratie bekennt. Die Veranstaltung war Teil einer größeren Verlegungsaktion, die der Stadtrat am 7. Mai 2024 mit der Verlegung von insgesamt 17 weiteren Stolpersteinen beschlossen hatte.
Biografien der Geehrten
Elisabeth Krug
Elisabeth Krug, genannt Else, wurde 1900 geboren und wuchs mit vier Geschwistern in Altenkessel auf. In den 1920er Jahren zog sie ins Rheinland und lebte später in Düsseldorf, wo sie im Rotlichtmilieu arbeitete. Im Rahmen der sogenannten „Aktion Arbeitsscheu Reich“ wurde sie 1938 verhaftet und in das Lager Lichtenburg gebracht. Anschließend wurde sie ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück überstellt. Dort versorgte sie Mitgefangene mit zusätzlichem Essen und wurde dafür inhaftiert. Nachdem sie sich weigerte, andere gefangene zu misshandeln, wurde sie nach bernburg deportiert und vermutlich am 7. Februar 1942 ermordet.
Moritz und Clementine Schwarz
Moritz Schwarz, geboren 1879, und seine Frau Clementine, geboren 1880, lebten mit ihren drei Kindern in Burbach. Während der Pogromnacht 1938 wurden sie inhaftiert und nach Dachau deportiert. Nach ihrer Entlassung mussten sie nach Halle/Saale umziehen. Am 1. Juni 1942 wurden sie mit einem Deportationszug in das Vernichtungslager Sobibor gebracht und dort am 3. Juni 1942 ermordet.
Heinrich Philipp und Wilhelm Bollinger
Heinrich Philipp (Heinz, Jahrgang 1916) und Wilhelm (Willi, jahrgang 1919) Bollinger stammten aus Burbach. Über die katholische Jugend lernten sie Willi Graf kennen und schlossen sich der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ an.Heinz sollte in freiburg, Willi in Saarbrücken einen Stützpunkt aufbauen. In ihrer Wohnung fanden gespräche und Planungen für Flugblattaktionen statt. nach der Aufdeckung der „Weißen Rose“ 1943 wurde Heinz zu sieben jahren Zuchthaus, Willi zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Nach dem Krieg arbeitete Willi in der Industrie und starb 1975 in Wuppertal. Heinz wurde Philosophieprofessor und verstarb 1990 in freiburg.
Mathias Werner Reinert
Mathias Werner Reinert,geboren 1922 in Saarbrücken,gehörte zum Widerstandskreis um die Brüder Bollinger. Während eines genesungsurlaubs traf er sich 1943 mit Heinz Bollinger und erhielt von ihm eine Maschinenpistole und ein Vervielfältigungsgerät. Gemeinsam mit Willi Bollinger vernichtete er belastende Gegenstände, um sich vor der Gestapo zu schützen. Reinert wurde später an die italienische Front versetzt und bei Monte Cassino schwer verwundet. Nach dem Krieg arbeitete er in der Verwaltung des Saarlandes, setzte sich gegen Diskriminierung ein und war literarisch tätig.
Hintergrund zum Stolperstein-Projekt
Der Künstler Gunter Demnig begann 1992 mit der Verlegung von Stolpersteinen. Seit 2005 ist das Projekt patentiert.Die Messingtafeln sind mit eingravierten Namen versehen und werden vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der Opfer in den Gehweg eingelassen. ziel ist es,an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. In Saarbrücken wurden die ersten Stolpersteine im Jahr 2010 verlegt.
Ausführliche Biografien sind unter erinnern.saarbruecken.de abrufbar.
Pressefotos
Pressefotos stehen für redaktionelle Zwecke unter angabe der quelle „Landeshauptstadt saarbrücken“ kostenfrei zur Verfügung.
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