Ein Jahr Bildungsfreistellung im Saarland – Potenziale bleiben ungenutzt
Seit einem Jahr gilt im Saarland wieder das volle Kontingent von fünf Tagen Bildungsfreistellung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.Diese Regelung soll die individuelle Weiterentwicklung und gesellschaftliche Teilhabe stärken. Eine aktuelle Beschäftigtenbefragung der Arbeitskammer des Saarlandes zeigt jedoch, dass die Möglichkeiten der Bildungsfreistellung bislang kaum ausgeschöpft werden.
Unwissenheit und Unsicherheit als Hauptgründe
Jörg Caspar, Vorstandsvorsitzender der Arbeitskammer des Saarlandes, bezeichnet das Saarländische Bildungsfreistellungsgesetz (SBFG) als wichtiges Instrument, insbesondere angesichts von Conversion, fachkräftemangel und gesellschaftlichen Veränderungen. Dennoch wissen viele Beschäftigte nicht, dass sie Anspruch auf fünf bezahlte Bildungstage haben, oder trauen sich nicht, diesen Anspruch geltend zu machen.
Die Befragung der Arbeitskammer zeigt, dass nur zwei von fünf Beschäftigten im Saarland in den vergangenen zwei Jahren an einer fort- oder weiterbildung teilgenommen haben. Gründe hierfür sind unter anderem fehlende Unterstützung durch den Betrieb, hohe Arbeitsbelastung und Unsicherheit bezüglich der gesetzlichen Regelungen. Besonders in Unternehmen mit akutem Fachkräftemangel sei der Druck zur Weiterbildung hoch,gleichzeitig aber die tatsächliche Teilnahme erschwert. Caspar fordert daher mehr Unterstützung durch Vorgesetzte und einen Kulturwandel in den Betrieben.
Hohe Eigenmotivation bei Weiterbildungsteilnehmenden
Die Beschäftigtenbefragung offenbart zugleich eine hohe Eigenmotivation unter denjenigen, die bereits an Weiterbildungen teilgenommen haben. 58 Prozent der Befragten sehen Weiterbildung als notwendig an, um ihren Job gut ausüben zu können. Ein Drittel verweist auf stark veränderte Tätigkeitsfelder als Grund für die Teilnahme. Zudem spielen der Wunsch nach beruflichem Aufstieg (23 Prozent) und beruflicher Veränderung (14 Prozent) eine Rolle.
Gesellschaftliche Bedeutung von Bildung
Neben der beruflichen Qualifizierung betont die Arbeitskammer auch die gesellschaftliche Relevanz von Bildungsangeboten. Gerade in Zeiten zunehmender demokratiefeindlicher Tendenzen sei politische und ehrenamtliche Bildung besonders wichtig, so Caspar. Bildung bilde die Grundlage für demokratische Strukturen und ein solidarisches Miteinander. Das SBFG schaffe hierfür Zugang und Möglichkeiten, die jedoch stärker genutzt werden müssten.
Kostenlose online-Schulung der Arbeitskammer
Um Beschäftigte praxisnah zu unterstützen, bietet die Arbeitskammer am Freitag, 16.Mai 2025, von 13 bis 14 Uhr eine kostenlose Online-Schulung zum Bildungsfreistellungsgesetz an. Teilnehmende erhalten dabei Tipps zur Planung,Durchsetzung im Betrieb und zur Auswahl passender bildungsangebote. Die Anmeldung erfolgt über die Webseite der Arbeitskammer unter www.arbeitskammer.de/schulung-SBFG.
caspar fordert abschließend eine landesweite Weiterbildungsoffensive im Saarland. Diese müsse im Schulterschluss mit Beschäftigten, Gewerkschaften, Unternehmen und Bildungsträgern erfolgen, um das volle Potenzial des Bildungsfreistellungsgesetzes auszuschöpfen.