Hohe Nachfrage nach Stromspeichern überfordert Netzbetreiber
Eine Umfrage des „Spiegel“ unter 15 großen Netzbetreibern zeigt,dass Deutschlands Netzbetreiber von einer Flut an Anfragen für den Anschluss von Stromspeichern überfordert sind. Bei den befragten Unternehmen gingen insgesamt rund 27.000 Anfragen ein. Die rechnerische Leistung dieser potenziellen Speicherprojekte beträgt etwa 390 Gigawatt und übersteigt damit deutlich die Gesamtleistung aller derzeit in Deutschland betriebenen Kraftwerke.
Herausforderungen bei der Bearbeitung der Anträge
Die Stromspeicher sollen dazu beitragen, überschüssigen Strom aus Solar- und Windkraftanlagen aufzunehmen und in Zeiten von Engpässen wieder ins Netz einzuspeisen, um die Versorgung zu stabilisieren. Die Netzbetreiber kommen jedoch mit der Bearbeitung der zahlreichen Anträge nicht hinterher. So hat das unternehmen EWE seit anfang 2024 mehr als 2.000 Anschlussanfragen erhalten, im gleichen zeitraum wurde jedoch nur eine niedrige zweistellige Zahl an speichern beauftragt.Bei Netze BW gingen 902 Anfragen ein, von denen lediglich 34 Projekte in einer fortgeschrittenen Phase sind.
Fehlende Standards und rechtliche Herausforderungen
Der Eon-Konzern, bei dessen neun Verteilnetzbetreibern rund 6.000 Anfragen vorliegen, sieht Fehlanreize im aktuellen System. Da Großspeicher rechtlich als Erzeugungsanlagen gelten, sind Netzbetreiber verpflichtet, jede Anfrage zu prüfen. Nach Angaben von Eon verfügen mehr als 90 Prozent der Projekte jedoch nicht über ausreichende technische Reife oder gesicherte Finanzierung. Es fehle an verbindlichen Mindeststandards.
Weitere Probleme und Forderungen
Die Hamburger Energienetze berichten, dass Betreiber häufig für dasselbe Projekt mehrere Standorte anfragen. Netze BW weist darauf hin, dass eine zu hohe anzahl gleichzeitig ladender oder entladender speicher die Netzstabilität gefährden könnte. Die Bundesregierung wird daher aufgefordert, Anreize für einen netzdienlicheren Einsatz von Speichern zu schaffen, beispielsweise durch eine engere Kopplung an Erzeugungsanlagen wie Solarparks.
Kritik des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft
Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE), in dem viele Speicherbetreiber organisiert sind, kritisiert die netzbetreiber scharf.Auch technisch ausgereifte und finanziell gesicherte Anfragen würden häufig nicht bearbeitet oder abgelehnt, so BNE-Chef Robert Busch. Zudem könnten Netz- und Speicherbetreiber vertraglich regeln, wann Speicher nicht geladen oder entladen werden sollten. Nach Angaben des BNE werde diese Möglichkeit von den Netzbetreibern jedoch kaum genutzt.