Unternehmen reagieren auf hohe Krankenstände mit mitarbeitergesprächen
Viele Arbeitgeber in Deutschland reagieren mit neuen Maßnahmen auf steigende Krankenstände. Das geht aus einer Umfrage des Magazins „Focus“ unter deutschen Unternehmen hervor. Beschäftigte, die auffällig häufig montags oder freitags fehlen, müssen demnach in vielen Betrieben mit einem Gespräch rechnen.
Branchen und Unternehmen setzen auf Gespräche mit Beschäftigten
Auto- und Chemieindustrie geht voran
Laut der Umfrage greifen insbesondere die Auto- und die Chemieindustrie verstärkt zu diesem Instrument. Genannt werden große Konzerne wie BMW und BASF. Auch in Familienunternehmen wird demnach verstärkt reagiert.
Trumpf setzt auf „fürsorgliches gespräch“
Der Maschinenbauer Trumpf lädt Beschäftigte zu einem „fürsorglichen Gespräch“ ein, wenn Krankmeldungen gehäuft auf Montage oder Freitage fallen.„In mehreren Runden wird dann mit dem Mitarbeiter darüber gesprochen“, bestätigte Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller dem Magazin.
Leibinger-kammüller verwies darauf, dass bei Fehlen die Arbeit von Kolleginnen und Kollegen übernommen werden müsse. Zunächst gelte zwar „in dubio pro reo“. Wenn sich jedoch Muster des „Sich-raus-mogelns“ zeigten,wolle das Unternehmen einschreiten. Solche Auszeiten könnten sich Unternehmen und das Land nach ihren Worten nicht mehr leisten. Sie begründete dies damit, dass Deutschland aus ihrer Sicht nicht mehr ausreichend wettbewerbsfähig sei, weil viele Produkte der Industrie auf dem Weltmarkt nicht mehr wie früher Selbstläufer seien.
Forderungen nach Änderungen bei Lohnfortzahlung und Krankschreibung
Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft für Karenztag
zur Begrenzung von Krankheitskosten fordert Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Veränderungen im System der Krankschreibung und Lohnfortzahlung. Er plädiert für die Abschaffung der elektronischen Krankschreibung und die Einführung eines Karenztages.
„Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sollte erst ab dem zweiten Krankheitstag gelten. Das würde die Kosten für die Firmen erheblich dämpfen“, sagte Brossardt.
Hinweis auf hohe Krankheitsquote
Brossardt verwies auf eine aus seiner Sicht sehr hohe krankheitsquote in Deutschland, die die Unternehmen belaste. Wer krank sei,sei krank,betonte er. Es gehe nicht darum, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall grundsätzlich abzuschaffen. Aus seiner Sicht sollte sie jedoch künftig erst ab dem zweiten Krankheitstag einsetzen.











