Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie unter Druck
Die deutsche Industrie verliert trotz hoher Produktivität an wettbewerbsfähigkeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Als Hauptgründe nennt das IW hohe Arbeitskosten und die zunehmende Konkurrenz aus China.
Arbeitskosten und Lohnstückkosten im internationalen Vergleich
Das Institut betont, dass insbesondere die sogenannten Lohnstückkosten die Wettbewerbsfähigkeit belasten. Im Jahr 2024 lagen diese in der deutschen Industrie 22 Prozent über dem Durchschnitt von 27 untersuchten Industriestaaten. Um eine Einheit zu produzieren, mussten deutsche Unternehmen gut ein Fünftel mehr für Löhne und Gehälter zahlen. Lediglich in Lettland,Estland und Kroatien waren die Kosten noch höher.
Produktivität und Arbeitskosten im internationalen Vergleich
Die deutsche Industrie zählt weiterhin zu den produktivsten weltweit und belegt unter den 27 untersuchten Ländern den siebten Platz. Von den großen Industrieländern weisen nur die USA eine höhere Produktivität auf. Allerdings hat Deutschland auch die dritthöchsten Arbeitskosten. In den USA sind die Arbeitskosten zwei Prozent niedriger, die Produktivität jedoch 44 Prozent höher als in Deutschland, so das IW.
Entwicklung der Lohnstückkosten und Bruttowertschöpfung
Die Lohnstückkosten sind in Deutschland seit 2018 um 18 Prozent gestiegen und damit schwächer gewachsen als im Ausland, wo der Anstieg bei 20 Prozent lag. Während die Bruttowertschöpfung im Ausland im Durchschnitt um sechs Prozent zunahm, ging sie in Deutschland um drei Prozent zurück. Die deutschen Industriefirmen konnten trotz unterdurchschnittlicher Preisentwicklung weniger Produkte absetzen. Der Technologievorsprung gegenüber der chinesischen Konkurrenz ist geschrumpft, wodurch deutsche Unternehmen seltener die Preise bestimmen können. Die hohen Standortkosten werden dadurch zunehmend zum Nachteil.
Ausblick und empfehlungen
IW-Ökonom Christoph Schröder betonte, dass der Fachkräftemangel die Löhne weiter steigen lasse und die Kosten am Standort Deutschland in den kommenden Jahren weiter zunehmen dürften. Die Bundesregierung könne unterstützen, indem sie das Wachstum der Lohnnebenkosten bremse und auf die demografische Herausforderung reagiere. Ohne eine Reform der Sozialsysteme drohe dem Standort Deutschland schrittweise eine Deindustrialisierung, so Schröder.