Thyssenkrupp Steel beziffert Kosten der Restrukturierung
Die Vorstandsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel, Marie Jaroni, hat erstmals die Kosten des Restrukturierungspakets des Stahlkonzerns benannt. Das Programm umfasst anlagenschließungen, eine Verringerung der Produktionsmenge sowie den Abbau von rund 11.000 Stellen.
Jaroni sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ nach der Unterzeichnung des Sanierungstarifvertrags durch das Unternehmen und die IG Metall am Montag, die Restrukturierung koste „einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag“. Die genaue Summe hänge davon ab, „wie viele Mitarbeitende welches Angebot annehmen“.
Personalabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen
Vorgesehen sind nach Angaben der Vorstandsvorsitzenden Altersteilzeit,Versetzungen,Aufhebungsverträge und Freiwilligenprogramme.Zudem soll es Outplacement- und Qualifizierungsangebote geben. Betriebsbedingte Kündigungen wolle thyssenkrupp Steel ausschließen.
Das Unternehmen kämpft seit Jahren mit Verlusten. Gemeinsam mit dem Essener Mutterkonzern wurde eine Vereinbarung über die Finanzierung eines künftig eigenständig agierenden Stahlbereichs getroffen. „Die Finanzierung ist für den Restrukturierungszeitraum bis Ende September 2030 sichergestellt“, sagte Jaroni.
Finanzierung und Pensionslasten
Zu den hohen Pensionslasten, die auf rund 2,6 Milliarden Euro geschätzt werden, äußerte sich Jaroni nicht. Zu den Details der Finanzierungsregeln sei Stillschweigen vereinbart worden. Eine Einigung über die künftige Finanzierung war zuvor Bedingung der IG Metall für die Unterschrift der Arbeitnehmervertreter unter den Sanierungstarifvertrag.
Das Sparpaket von Thyssenkrupp Steel soll künftig jährlich einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag an Personalkosten einsparen.
Unklare Zukunft der Hüttenwerke Krupp Mannesmann
Trotz der Einigung bleibt die zukunft der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) offen. An dem Unternehmen hält Thyssenkrupp Steel 50 Prozent, 30 Prozent der Anteile gehören dem niedersächsischen Konkurrenten Salzgitter und 20 Prozent dem französischen Röhrenhersteller Vallourec.
HKM betreibt im Duisburger Süden zwei Hochöfen und eine kokerei. thyssenkrupp Steel hat den Liefervertrag mit HKM zum Jahresende 2032 gekündigt, da der Konzern die von HKM gelieferten Stahlmengen nach eigenen Angaben nicht mehr benötigt. Thyssenkrupp Steel will HKM entweder verkaufen oder notfalls schließen.
Rund 3.000 Beschäftigte arbeiten bei HKM, 1.500 Stellen davon sind im Sanierungsplan als abzubauende Stellen berücksichtigt.Der Betriebsrat von HKM wandte sich am Tag der Unterzeichnung des sanierungstarifvertrags in einem offenen Brief an Jaroni und den Thyssenkrupp-Konzernchef Miguel López. Darin legen die Arbeitnehmervertreter nahe, dass Salzgitter HKM in verkleinerter Form weiterführen würde, wenn auch thyssenkrupp einen finanziellen Beitrag leistet.
Reaktion auf offenen Brief und laufende Verhandlungen
Jaroni zeigte sich über den offenen Brief überrascht. Die Arbeitnehmervertreter fordern darin ein Schlichtungsverfahren zwischen den HKM-Gesellschaftern. „Wir nehmen den Brief zur Kenntnis und bewerten ihn zunächst einmal. Ich bin über den Zeitpunkt erstaunt: Wir befinden uns in vertraulichen Verhandlungen mit den beiden anderen Gesellschaftern und streben eine einvernehmliche Lösung an“, sagte sie.
Zur Frage, ob eine Schließung von HKM teurer wäre als der Geldbetrag, den Salzgitter für einen Weiterbetrieb anstrebe, äußerte sich Jaroni nicht konkret. „Wir können die verhandlungen nicht öffentlich führen. klar ist: Wir werden keinen wirtschaftlichen Unsinn machen, sondern eine Lösung finden, die für alle Stakeholder vertretbar ist.Unsere Aufgabe ist, Thyssenkrupp Steel wieder fit für die Zukunft zu machen.“
Finanzlage und Grünstahlprojekt
Jaroni betonte die angespannte Lage von Thyssenkrupp Steel vor Beginn der Sanierungsplanung. „wir haben in fünf Jahren fünf Milliarden Euro Cash verbrannt“, sagte sie. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird es das Unternehmen irgendwann nicht mehr geben.“
Zugleich verwies sie auf die im Bau befindliche Grünstahlproduktionsanlage, für die rund zwei Milliarden Euro staatliches Fördergeld zugesagt sind. Diese Anlage gilt im Unternehmen als zentral für die künftige Ausrichtung.
verzögerungen bei der Grünstahlanlage
Jaroni räumte ein,dass die neue grünstahlproduktionsanlage möglicherweise später fertig wird als ursprünglich geplant. „Wir legen gerade einen neuen Terminplan fest“, sagte sie. Auf die Frage, ob ein zweites Stuttgart 21 zu befürchten sei, antwortete Jaroni: „Davon sind wir meilenweit entfernt.“ Es hake „an einzelnen Stellen“.











