Deutsche Ökonomen erwarten Kurswechsel bei Trumps Zollpolitik
Deutsche Ökonomen gehen davon aus, dass die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle von 30 Prozent auf EU-Waren ab dem 1. August noch nicht endgültig beschlossen sind. Jens Südekum, persönlicher ökonomischer Berater von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD), erklärte gegenüber der FAZ: „Trump ist bekannt dafür, immer wieder starke Ansagen und dann Rückzieher zu machen. Ich habe keinen Anlass, dass es dieses Mal anders sein wird.“
Begriff „TACO“ unter Anlegern etabliert
Auch moritz Schularick,Präsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW),äußerte sich ähnlich. Er halte die Wahrscheinlichkeit von „TACO“ – Trump always chickens out – für sehr hoch. Dieser Begriff steht dafür, dass Trump seine harten Androhungen häufig nicht vollständig umsetzt. Bereits nach dem sogenannten „Liberation Day“ anfang April hatte Trump angekündigte Zollsätze reduziert und ausgesetzt.
Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft
Sollte Trump seine Drohung dieses Mal jedoch umsetzen, hätte dies spürbare Folgen für die deutsche Wirtschaft. Schularick prognostiziert, dass das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 0,5 bis 0,6 Prozentpunkte weniger wachsen würde. Dennoch würde Deutschland voraussichtlich nicht in eine Rezession geraten, da für das kommende Jahr aufgrund der Ausgabenprogramme der Bundesregierung ein Wirtschaftswachstum von etwa 1,5 Prozent erwartet wird.
Empfehlungen für die EU-Kommission
Beide Ökonomen raten der EU-Kommission, die die Zollverhandlungen für die EU führt, keine überhasteten Gegenmaßnahmen zu ergreifen. sie empfehlen jedoch, für den 1. august Gegenmaßnahmen anzudrohen, um Trump möglicherweise zum Einlenken zu bewegen. Beide Experten verweisen darauf,dass Trumps Argument des amerikanischen Handelsdefizits mit der EU unvollständig sei,da die USA im Dienstleistungshandel mit der EU einen ebenso großen Überschuss verzeichnen. Schularick betonte, die Kommission müsse in den Verhandlungen auch den Dienstleistungshandel einbeziehen. Südekum ergänzte, die EU müsse am 1. August Gegenmaßnahmen wie Digitalsteuer, Zölle oder Exportbeschränkungen bereithalten.
Folgen für die Finanzmärkte und globale Wirtschaft
Schularick und Südekum rechnen damit, dass es an den Börsen zu Verlusten kommen könnte, was Trump beeinflussen könnte. Die vereinigten Staaten wären wirtschaftlich die größten Verlierer des Konflikts, da sie auch andere große Handelspartner wie China und Japan mit hohen Zöllen belegen wollen und Importe nicht durch heimische Produkte ersetzen können. eine stark steigende Inflation gilt daher als unvermeidlich. Ein Restrisiko für weitreichende Folgen auch für Deutschland bleibt bestehen. Sollte die US-Wirtschaft in eine Rezession geraten oder es an den Finanzmärkten zu Turbulenzen kommen, wären die Folgen schwer absehbar.