Branchenverbände setzen auf Aktivrente ab 2026
Mehrere Branchenverbände planen, die ab 1. Januar 2026 vorgesehene Aktivrente offensiv zu nutzen. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung (Donnerstagsausgabe), der sich auf eine Umfrage bei 15 Branchenverbänden stützt, erwarten sie Entlastungen auf dem Arbeitsmarkt, wenn mehr Beschäftigte über das reguläre Renteneintrittsalter hinaus arbeiten.
Einzelhandel verspricht sich Entlastung am Arbeitsmarkt
Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) rechnet damit, dass die Aktivrente dazu beiträgt, den Fachkräftemangel im Handel zu mindern. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth sagte der „bild“, die Aktivrente habe das Potenzial, die Situation am Arbeitsmarkt zu entlasten. In der Branche seien derzeit rund 122.000 Stellen unbesetzt. Die Aktivrente könne hier helfen.
Genth begrüßte, dass die Bundesregierung Anreize schaffen wolle, um für Rentner das Arbeiten im Ruhestand attraktiver zu machen. Zugleich forderte er, die Aktivrente auch für Selbstständige zu öffnen.
Handwerk fordert Einbeziehung von Selbstständigen
Bäckerhandwerk spricht von „Schritt in die richtige Richtung“
der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, Roland Ermer, bezeichnete die Aktivrente in der „Bild“-Zeitung als „Schritt in die richtige Richtung“. Es solle belohnt werden, wenn jemand länger im Erwerbsleben bleiben möchte, sagte er. Dies könne helfen, den Fachkräftemangel abzumildern.
Kritisch bewertete Ermer, dass Selbstständige bisher nicht von der Aktivrente profitieren könnten. gerade für das Handwerk und kleine Betriebe wäre nach seinen Worten eine vergleichbare Regelung wichtig, um alle Arbeitskräfte einzubeziehen und langfristige Anreize zu schaffen.
Baugewerbe sieht Aktivrente nur als ersten Schritt
Auch der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) rechnet zu Jahresbeginn 2026 mit ersten Aktivrentnern. ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa erklärte, die Aktivrente sei nur ein erster Schritt und werde den Fachkräftemangel nicht allein lösen. Viele Menschen stiegen trotz spürbarer Abschläge lieber früher aus dem berufsleben aus.
Pflegeverband erwartet nur geringen Effekt
Zurückhaltender bewertete der Deutsche Pflegeverband die geplante Regelung. Der Vorsitzende Markus Mai nannte die Idee gut, rechnete aber nur mit einem „marginalen“ Effekt. Er sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass menschen mit 70 Jahren noch voll in der Pflege tätig seien.
In der Pflege gebe es viele Frauen, die etwa wegen Erziehungszeiten weniger gearbeitet hätten und deshalb eine geringe Rentenerwartung hätten. Für diese Gruppe könne die Aktivrente eine Möglichkeit sein, eine niedrige Rente aufzustocken.
Wirtschaft fordert einfache Regelungen
Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, bezeichnete die Aktivrente als „richtigen und wichtigen Schritt“. Trotz schwieriger Wirtschaftslage suchten viele Unternehmen händeringend Mitarbeiter, während gleichzeitig die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gingen, sagte adrian.
Es müssten Anreize geschaffen werden, damit Menschen länger arbeiten könnten. Entscheidend sei jedoch, dass die Regelung für Betriebe und Beschäftigte so einfach wie möglich ausgestaltet werde.











