Unzufriedenheit unter Pflege-Auszubildenden
Viele Auszubildende und Studierende in der pflege sind mit ihrer Ausbildung unzufrieden und fühlen sich überfordert. Das geht aus dem Ausbildungsreport Pflegeberufe 2024 der Gewerkschaft Verdi hervor, über den die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten. Für die Erhebung wurden zwischen Sommer und Herbst 2023 mehr als 2.200 auszubildende in den Pflegeberufen sowie Studierende in einer hochschulischen Pflegeausbildung nach dem Pflegeberufegesetz befragt.
Ergebnisse des Ausbildungsreports
Nur gut ein Drittel der Auszubildenden und weniger als die Hälfte der Studierenden sind laut Report mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden. Über 80 Prozent der Befragten leisten regelmäßig Überstunden, fast die Hälfte fühlt sich dauerhaft stark belastet.
Stimmen von Verdi und Betroffenen
Verdi-bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler erklärte, nur gut ein Drittel der Auszubildenden sei mit der Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden. Das sei nur halb so viel wie in anderen Berufen. Viele Arbeitgeber würden ihrer Verantwortung nicht gerecht. Bühler betonte, dass viele junge Menschen hoch motiviert in die Ausbildung starten, aber durch mangelnde praktische Ausbildung und hohe Belastung aus dem Beruf gedrängt würden. Sie kritisierte, dass nicht wenige die Einsatzbereitschaft und Empathie der Auszubildenden ausnutzen und sie als günstige Arbeitskräfte einsetzen. gute Ausbildungsbedingungen müssten zur Normalität werden.
Probleme bei der Praxisanleitung und Personalmangel
Laut Verdi hält nur rund ein Drittel der Einrichtungen den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestumfang der Praxisanleitung ein. Viele Auszubildende müssen sich ihre Anleitung selbst organisieren, häufig fehlt qualifiziertes Personal. Drei Viertel der Befragten berichten von unplanmäßigen Versetzungen auf andere Stationen,meist wegen Personalmangels.
Reaktionen aus politik und Verbänden
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) forderte Reformen der Ausbildungsbedingungen in der Pflege. Die hohe Unzufriedenheit müsse von den verantwortlichen Betrieben ernst genommen werden.Ziel sei es, die Attraktivität des Pflegeberufs weiter zu steigern.
Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) äußerte sich besorgt. SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier betonte, dass dringend mehr Pflegekräfte benötigt würden, um den Pflegenotstand zu bekämpfen. Der Beruf dürfe nicht durch Überforderung in der Ausbildung an Attraktivität verlieren. Auszubildende dürften nicht als Lückenfüller im Arbeitsalltag eingesetzt werden.
Stellungnahme des Arbeitgeberverbands
Der Arbeitgeberverband VDAB wies die Kritik teilweise zurück.Geschäftsführer Thomas Knieling erklärte, die generalistische Ausbildung sei für alle Beteiligten eine Herausforderung, aber kein flächendeckendes Problem. Es sei nicht auszuschließen, dass Auszubildende unter Personalmangel leiden, jedoch könne nicht bestätigt werden, dass dies ein allgemeines Phänomen sei oder die Situation in der Langzeitpflege besonders prekär wäre.
Forderungen von Verdi
Verdi fordert verbindliche Personalschlüssel, eine Erhöhung des Anteils strukturierter Praxisanleitung auf 30 Prozent sowie eine bessere Verzahnung von Theorie und Praxis. Gute Ausbildung sei laut Bühler die wichtigste Stellschraube gegen den Fachkräftemangel.



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