Skepsis in den Ländern bei Erfassung von Mehrfach-Staatsangehörigkeiten
Die Ankündigung von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), künftig auch zweite Pässe von Tatverdächtigen zu erfassen, stößt in den Ländern überwiegend auf Skepsis.
Einheitliche Erfassung gefordert
Ein Sprecher der Hamburger Behörde für Inneres erklärte gegenüber der „Rheinischen Post“,dass die Polizei Hamburg grundsätzlich die Auffassung vertrete,dass die erfassung von Daten in der Polizeilichen Kriminalstatistik bundesweit einheitlich erfolgen sollte. Der Vorschlag müsse fachlich geprüft werden, um eine Mehrfachzählung zu vermeiden und eine bundesweite Vergleichbarkeit weiterhin zu gewährleisten.
Zurückhaltung in Berlin und Niedersachsen
Auch die Senatsverwaltung für Inneres in Berlin äußerte sich zurückhaltend. Ein Sprecher teilte mit, dass in Berlin Detailauswertungen mit dem Fokus auf die Ermittlung der Ursachen von Kriminalität und die Aufklärung von straftaten durchgeführt würden.
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) äußerte sich noch deutlicher. Sie sehe keinen Erkenntnisgewinn oder mehrwert für die Polizeiarbeit in dem Vorschlag.
Unterschiedliche Reaktionen in Bayern und auf Bundesebene
Das bayerische Innenministerium bezeichnete den Ansatz als interessant. eine Sprecherin erklärte, dass man sich die ersten Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen genauer anschauen werde, sobald diese vorliegen.
Aus dem Bundesinnenministerium hieß es, das vorgehen von Nordrhein-westfalen sei nachvollziehbar und sinnvoll. Ein entsprechendes Vorgehen auf Bundesebene erscheine jedoch unwahrscheinlich, da hierfür eine konsensuale Entscheidung aller Länder und des Bundes erforderlich sei. In der Vergangenheit habe dies bei anderen Kriterien teilweise erhebliche Zeit in Anspruch genommen.
NRW geht eigenen Weg
In der nordrhein-westfälischen Kriminalitätsstatistik sollen künftig Mehrfach-Staatsangehörigkeiten von Verdächtigen und Opfern ausgewiesen werden. Das Bundesland beschreitet damit einen Sonderweg.