Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an Karl Schlögel verliehen
Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in der Frankfurter Paulskirche ist am sonntag der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an den deutschen osteuropahistoriker Karl Schlögel verliehen worden.
Laudatio von katja Petrowskaja
Die Laudatio hielt die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja. Sie betonte, dass sie Schlögel seit vielen Jahren mit Respekt und bewunderung beobachte. Schlögel bemühe sich seit 40 Jahren, über Staatsgrenzen hinwegzuschauen, festgefahrene Vorurteile aufzulösen und Unwissen entgegenzutreten. Er habe sich auf das Fremde eingelassen und im Fremden nach dem Eigenen gesucht. Petrowskaja bezeichnete dies als „friedlichen Feldzug“.
begründung der Jury
Die Jury hob hervor, dass Schlögel empirische Geschichtsschreibung mit persönlichen Erfahrungen verbinde. Als Wissenschaftler und flaneur, als Archäologe der Moderne und Seismograf gesellschaftlicher veränderungen habe er bereits vor dem Fall des eisernen Vorhangs städte und Landschaften Mittel- und Osteuropas erkundet. Er habe Kiew, Odessa, Lwiw und Charkiw auf die Landkarten seiner leser gesetzt und St. Petersburg sowie Moskau als europäische Metropolen beschrieben.
Mit seiner Erzählweise, die Beobachten, Empfinden und Verstehen verbinde, korrigiere Schlögel Vorurteile und wecke Neugier. Nach der Krim-Krise habe er den Blick auf die Ukraine geschärft und sich mit den blinden Flecken der deutschen Wahrnehmung auseinandergesetzt. Die Jury betonte,dass Schlögel als einer der Ersten vor der expansiven Politik Wladimir Putins und dessen autoritär-nationalistischem Machtanspruch gewarnt habe.
Hintergrund zum Friedenspreis
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels verleiht den Friedenspreis seit 1950. Die auszeichnung ist mit einer Preissumme von 25.000 Euro dotiert, die von Verlegern und Buchhändlern aufgebracht wird. Traditionell wird der Preis am Sonntag der Frankfurter Buchmesse vergeben.
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