Offener Brief an bundeskanzler Merz
Die Eltern des seit 675 Tagen von der Hamas in Gaza festgehaltenen Deutsch-Israeli Itay Chen haben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) eine aktivere Rolle Deutschlands bei den Bemühungen um die Freilassung der Geiseln gefordert.
Kritik am Waffenembargo
In dem Schreiben, über das die „Bild“ (Mittwochausgabe) berichtet, äußern die Eltern Unverständnis über die Entscheidung der bundesregierung, ein teilweises Waffenembargo gegen Israel zu verhängen.Diese Entscheidung habe ihre Familie „verwirrt“ und erscheine „kontraproduktiv“ für die Befreiung der insgesamt sieben deutschen Staatsbürger, die sich nach Angaben der Eltern weiterhin in Gefangenschaft befinden.
Hintergrund zur Geiselnahme
Itay Chen, Enkel von Holocaust-Überlebenden aus Bad Reichenhall, war am 7. oktober 2023 während des Hamas-Überfalls auf Israel getötet und verschleppt worden. Nach israelischen Angaben befinden sich derzeit noch rund 50 Geiseln im Gazastreifen.
Forderungen an die Bundesregierung
Die Eltern werfen der Bundesregierung vor, sich bislang nicht ausreichend an den von den USA, Katar und Ägypten geführten Verhandlungen zu beteiligen. deutschland habe, anders als etwa Frankreich oder Russland, „noch nicht genug direkt zur Freilassung beigetragen“. Im Brief wird gefragt, warum die Bundesregierung sich nicht den US-Sanktionen gegen Unterstützer des Hamas-Militärarms anschließt, mehr Druck auf Katar und Ägypten ausübt oder die Türkei wegen ihrer Rolle als mutmaßliche Finanzdrehscheibe stärker zur Verantwortung zieht.
Appell für mehr öffentliche Aufmerksamkeit
Zudem kritisieren die Eltern die aus ihrer sicht mangelnde öffentliche Aufmerksamkeit für die deutschen Opfer. Sie fragen: „Was unternimmt Ihre Regierung, um die deutsche Öffentlichkeit zu sensibilisieren, dass hier deutsche Staatsbürger Opfer von Terrorismus sind?“ Die Eltern warnen, dass Deutschlands Zurückhaltung ein Signal an Terrorgruppen weltweit senden könnte, deutsche Staatsbürger seien „leichte Ziele“. Merz solle „als Politiker, Vater und Großvater“ alles daransetzen, die Geiseln heimzuholen.
Hintergrund zum Waffenembargo
Nachdem die israelische Regierung beschlossen hatte,den Gazastreifen „vorübergehend“ einzunehmen,hatte die Bundesregierung am Freitag Genehmigungen für neue Rüstungsexporte nach Israel vorerst gestoppt.