Deutschland gibt inzwischen mehr Geld für die soziale Sicherung aus als die nordischen Länder Dänemark, Schweden, Norwegen, finnland und Island. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die die Rheinische Post in ihrer Montagsausgabe berichtet.
Vergleich der Sozialausgaben in Europa
Demnach entfielen 2023 in Deutschland 41 Prozent der staatlichen Gesamtausgaben auf Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung sowie soziale Leistungen wie das Bürgergeld. In den nordischen Ländern lag die Quote bei 40 Prozent. Der EU-Durchschnitt beträgt laut Studie 39 Prozent, in den Benelux-Ländern Belgien, Niederlande und Luxemburg sind es 38 Prozent.
„Mit 41 Prozent der Gesamtausgaben wendet Deutschland gegenwärtig mehr für die soziale Sicherung auf als die vergleichsgruppen, und somit insbesondere auch mehr als die für ihre ausgeprägten Sozialsysteme bekannten nordischen Länder“, heißt es in der Studie. Knapp die Hälfte dieser Mittel entfällt auf die Alterssicherung.bei den Ausgaben für das Gesundheitswesen liegt Deutschland mit 16 Prozent der Gesamtausgaben gemeinsam mit den Benelux- und den nordischen Ländern an der Spitze.
Anteil am Bruttoinlandsprodukt
Anteilig am Bruttoinlandsprodukt liegen die nordischen Länder bei den Sozialausgaben knapp vor deutschland (jeweils 20 Prozent). Der EU-Durchschnitt liegt bei 19 Prozent,die Benelux-Länder erreichen 18 Prozent. Seit der Coronakrise ist die deutsche Staatsquote, der Anteil der staatlichen Ausgaben an der Wirtschaftsleistung, insgesamt stark gewachsen.
Weitere Ausgabenschwerpunkte
Für Bildung gibt Deutschland 9,3 Prozent der staatlichen Gesamtausgaben aus. Das sind fast die Hälfte weniger als in Österreich und der Schweiz. Bei den öffentlichen Investitionen liegt Deutschland mit 5,9 Prozent am Ende des Vergleichs; dies dürfte sich laut Studie durch das Infrastruktur-Sondervermögen ändern. Zugleich stiegen die Verwaltungsausgaben auf elf Prozent,ein internationaler Spitzenwert.
Politischer Kontext und Haushalt
Die Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts erscheint unmittelbar vor Beginn der Haushaltswoche im Bundestag und vor wichtigen Koalitionsverhandlungen über das Rentenpaket. Am Dienstag wird Bundesfinanzminister Lars klingbeil (SPD) den Bundeshaushalt 2026 im Parlament verteidigen. Der Etat sieht eine Neuverschuldung von 98 Milliarden Euro im Kernhaushalt und eine zusätzliche Kreditaufnahme für die Sonderetats für Infrastruktur sowie für die Bundeswehr in ähnlicher Höhe vor, sodass sich eine Gesamtverschuldung von 180 Milliarden Euro ergibt.
