Kermani sieht USA nicht mehr als Schutzmacht Europas
Nach Ansicht des Schriftstellers Navid kermani sind die USA kein verlässlicher Verbündeter mehr, der Europa Schutz bietet.Vielmehr bezeichnete er die Vereinigten Staaten als „Rivalen, bestenfalls als Geschäftspartner“. Dies erklärte Kermani in einem Interview mit der „Rheinischen Post“.
Verändertes verhältnis zwischen Europa und den USA
Kermani betonte, dass europäische Regierungschefs weiterhin an gemeinsamen Werten mit den USA festhielten, obwohl sich das Verhältnis grundlegend verändert habe. Lange Zeit habe Europa geglaubt,mit amerika durch größere Ziele verbunden zu sein. Nun werde jedoch deutlich, dass die USA Europa vor allem als Markt, Vasallen oder nützlichen Idioten betrachteten. Kermani wies darauf hin, dass Europa erpressbar sei, da es ohne die USA keine eigene Sicherheit habe.
Rolle der USA als Ordnungsmacht im Wandel
Obwohl die USA weiterhin ein demokratischer Staat seien, werde sich das Land seiner Einschätzung nach künftig nicht mehr in der bisherigen weise als Ordnungsmacht verstehen – unabhängig davon, wer Präsident sei. Für Kermani markiert nicht die Wahl von Donald Trump oder das Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Weißen Haus den Wendepunkt, sondern der Fall von Kabul.Die Bilder vom Flughafen,auf denen Menschen sich an abfliegende amerikanische Flugzeuge klammerten,stünden für den Moment,in dem die USA das Land den Taliban übergaben.
Europäische Einigung als Chance
Kermani,Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2015,sieht die einzige Chance Europas darin,nach einem langen Stillstand die europäische Einigung wieder voranzutreiben. Er plädiert dafür, mit neuer Dynamik und Mut Europa weiterzuentwickeln, ähnlich wie es nach dem Zweiten Weltkrieg geschehen ist.