Grünen-Fraktionsvize misbah Khan fordert mehr Mitsprache von Betroffenen im Kampf gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel. Sie kritisiert die neue Expertenkommission der Bundesregierung und warnt vor einem gesetzlichen Verbot von Sexarbeit. Das sagte sie der Rheinischen Post.
Forderung nach Einbeziehung Betroffener
Khan bemängelte, statt mit Sexarbeitern zu sprechen, werde „routiniert über sie hinweg entschieden“. Mit Blick auf die am Montag in Berlin eingesetzte Expertenkommission zum besseren Schutz von Prostituierten erklärte sie: „Dass die Expertenkommission der bundesregierung nun diesem Muster folgt und die Stimmen der Betroffenen praktisch ausblendet,ist ein politisches Versäumnis.“
Expertenkommission in Berlin
dem zwölfköpfigen Gremium gehören Fachleute aus verschiedenen Bereichen wie Kriminologen, Sozialarbeiter oder Digitalexperten an. Den Vorsitz übernimmt der Jurist und Kriminologe Tillmann Bartsch. Prostituierte sollen angehört werden,sind aber nicht Teil der Kommission.
Überarbeitung des Prostituiertenschutzgesetzes
khan begrüßte den Arbeitsbeginn der Kommission: „Es ist gut, dass die Expertenkommission endlich ihre Arbeit aufnimmt, da das Prostituiertenschutzgesetz eine sachliche und praxisnahe Überarbeitung braucht.“ Zentral seien der konsequente Abbau von Stigmatisierung, fachlich geschulte Ansprechpersonen in den Behörden, unabhängige und flächendeckende Beratungsangebote sowie eine vertrauensvolle, niedrigschwellige Gesundheitsberatung.
Warnung vor Verboten
Zugleich warnte Khan vor einem gesetzlichen Verbot von Sexarbeit: Ein solcher Schritt erscheine einigen Akteuren politisch attraktiv, würde aber nicht dazu führen, dass Sexarbeit verschwindet. Er hätte vielmehr zur Folge, dass Betroffene in die Illegalität gedrängt und kriminellen Strukturen schutzlos ausgeliefert würden.