Einigung auf Wehrdienstreform stößt auf gemischte Reaktionen
Kritik von Bundesschülerkonferenz
Die Einigung der schwarz-roten Koalition auf einen Gesetzentwurf zum neuen Wehrdienst wird unterschiedlich bewertet. der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Quentin Gärtner, bezeichnete den Vorstoß als unzureichend. Er forderte, das Wehrdienstmodernisierungsgesetz müsse von einer Offensive für Bildung und mentale Gesundheit junger Menschen begleitet werden. „Leider kann diese Regierung nur fordern, aber nicht fördern“, sagte Gärtner dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.Er bemängelte, dass es kein Signal gebe, dass der Staat bereit sei, Verantwortung für junge Menschen zu übernehmen. Die Freiwilligkeit werde absehbar scheitern. Gärtner forderte 100 Milliarden Euro für Bildung und mentale gesundheit.
bewertung durch Bundeswehrverband
Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst André Wüstner, sieht die Einigung als Schritt in die richtige Richtung. es handele sich um einen Kompromiss, der die Attraktivität des freiwilligen Einstiegs in die Bundeswehr stärke, Transparenz beim Aufwuchs schaffe und die Grundlage für die Wehrerfassung und Musterung eines gesamten Jahrgangs bilde.Ob die Freiwilligkeit ausreiche, werde sich in den kommenden Jahren zeigen. Wüstner betonte, dass eine mögliche Bedarfswehrpflicht als Option vorbereitet werden müsse.
Positiv bewertete Wüstner,dass der niedrigschwellige Einstieg über den Status des Freiwilligen wehrdienstleistenden erhalten bleibe. Zudem werde ab dem Jahrgang 2008 in den Anschreiben auf andere Freiwilligendienste hingewiesen und ein Ausbau des Angebots im bundeshaushalt für das kommende Jahr vorgesehen. Für die Bundeswehr sei entscheidend, dass im nächsten Jahr ein weiteres Gesetz zur Attraktivitätssteigerung für Zeit- und Berufssoldaten erarbeitet werde.
stellungnahmen von Grünen und Linkspartei
Die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen, Sara Nanni, äußerte Kritik an der Einigung von SPD und Union. Sie warnte, eine Pflicht als Option könne dazu führen, dass die Bundeswehr freiwillige Angebote nicht ausreichend attraktiv gestalte. Zudem bezweifelte nanni, dass eine umfassende Musterung ab 2026 umsetzbar sei. Sie bezeichnete die Einigung als klaren Punktsieg für die SPD und stellte fest, dass das politische Ringen zunächst beendet sei.
Auch der Vorsitzende der Linkspartei, Jan van Aken, kritisierte das Ergebnis der Verhandlungen. Er sagte,mit der geplanten allgemeinen Musterung werde eine Wehrpflicht als Zwangsdienst vorbereitet. Die Linkspartei lehne jede Form von Zwangsdienst ab.Van Aken stellte infrage, ob die Bundeswehr mehr soldaten benötige, und verwies darauf, dass europäische Staaten bereits mehr Soldaten unter Waffen hätten als Russland. Er kritisierte, dass der staat junge Menschen für den Wehrdienst verpflichten wolle, während andere gesellschaftliche Probleme wie hohe Preise und Wohnungsnot nicht ausreichend angegangen würden.




