Kritik an „cyberdome“-Plänen des Bundesinnenministeriums
Manuel Atug, Sprecher der AG Kritis, äußert deutliche Kritik an den Plänen des bundesinnenministeriums für einen sogenannten „Cyberdome“. Atug bezeichnete das Projekt gegenüber dem „Tagesspiegel“ als mögliches „Maut-2.0-Desaster“.
Zweifel an Wirksamkeit und Datenschutz
Nach Einschätzung von Atug solle mit dem „Cyberdome“ vor allem ein „schönes dashboard“ geschaffen werden, auf dem voraussichtlich israelische Partner deutsche Daten auswerten. Er kritisiert, dass Minister dobrindt damit deutsche Daten und erhebliche finanzielle Mittel nach Israel geben wolle, während im Gegenzug lediglich eine optisch ansprechende Anzeige entstehe. atug betont, dass dadurch keine echte Cybersicherheit gewährleistet werde. Er vergleicht das Projekt mit einer Videokamera, die lediglich das Geschehen auf einem Bahnhofsvorplatz aufzeichne, ohne einzugreifen. Der „Cyberdome“ installiere keine Sicherheitsupdates und verbessere keine Firewalls, sondern lasse bestehende Schwachstellen bestehen.
Bedenken bezüglich Geheimdienstlogik und ziviler IT-Sicherheit
Atug warnt zudem vor einer Vermischung von Geheimdienstmethoden und ziviler IT-Sicherheit. Viele Unternehmen, insbesondere in Israel, hätten einen Hintergrund im Militär- oder Geheimdienstbereich und übertrügen ihre Methoden auf zivile infrastrukturen.Seiner Ansicht nach wissen diese Unternehmen zwar, wie Angriffsflächen identifiziert werden, jedoch nicht, wie Systeme geschützt oder sichere Software entwickelt wird.Für Betreiber kritischer Infrastrukturen könne es sinnvoller sein, einzelne Komponenten abzukoppeln, anstatt sie lediglich zu überwachen. Insgesamt bleibe unklar, was genau der „Cyberdome“ leisten solle, welche Infrastruktur geschützt werde und wie dies geschehen solle.
Fortschritte und Herausforderungen bei Cybersicherheit
Mit Blick auf den aktuellen Lagebericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erkennt Atug Fortschritte durch mehr Transparenz und Regulierung. Dennoch betont er,dass Cybersicherheit eine alltägliche Aufgabe bleibe. Jeder müsse regelmäßig Updates durchführen, E-Mails prüfen und umsichtig handeln. Atug zieht den Vergleich zum Autofahren ohne Sicherheitsgurt: Wer sich nicht schützt, dürfe sich über die Folgen nicht wundern. Viele Unternehmen hätten beim Thema Cybersicherheit noch erheblichen Nachholbedarf, wie der jüngste Angriff auf den Berliner Flughafen zeige.




