Der ehemalige Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess sieht einen „Durchbruch“ für die Nutzung von Elektroautos als Stromspeicher.Die Akkus der heute rund zwei Millionen E-Pkw auf deutschen Straßen würden genügen, um ein Überangebot an solarstrom aufzunehmen und nachts wieder abzugeben, sagte der 67-Jährige dem „Spiegel“. Bidirektionales Laden werde bald kommerziell nutzbar. Damit rücke eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien näher – auch ohne teuren Netzausbau oder neue Gaskraftwerke,so Diess.
Vorteile und Hürden des bidirektionalen Ladens
Finanzielle Auswirkungen für Autofahrer
diess verwies auf erste Erfahrungen in Frankreich: „Die Stromrechnung fürs Auto fällt praktisch weg.“ Besitzer von Elektroautos könnten finanziell profitieren.
Regulierung in deutschland
In Deutschland werde das Modell bislang durch die Regel behindert, dass jedes Mal Netzentgelt fällig wird, wenn Strom in den Akku hinein- oder wieder herausfließt. Mitte November beschloss der Bundestag,dieses Hindernis ab 2026 zu beseitigen.
Kritik am netzbetrieb
Diess forderte eine Reform des Netzbetriebs. Der französische Zentralstaat „organisiert das einfach doppelt so gut wie die 866 lokalen deutschen Monopolisten“,sagte er.Das kleinteilige privatwirtschaftlich-kommunale Modell sei „grottenschlecht“ und „Steinzeit“.
Debatte um das Verbrenner-Aus
Die Diskussion um das in der Europäischen Union vorgesehene Verbrenner-Aus nannte Diess „etwas sehr Deutsches, dieses Hadern lieben wir einfach“. Das rennen zugunsten der E-Autos sei bereits entschieden. Deutschland kümmere sich zu wenig um die Gewinner der Antriebswende.
Hintergrund zu Herbert Diess
Der studierte Ingenieur der Fahrzeugtechnik amtierte bis 2022 als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns und setzte auf Elektromobilität. Heute führt er den Aufsichtsrat des Chipkonzerns infineon und den Verwaltungsrat des Energiedienstleisters The Mobility House,der unter anderem mit Renault und Mercedes-Benz ein Geschäft mit bidirektionalem Laden aufbaut.


