Rekordhoch bei offenen Strafverfahren in Deutschland
Zur Mitte des Jahres 2025 ist die Zahl der offenen Strafverfahren in Deutschland auf ein Rekordniveau gestiegen.Nach Angaben des Deutschen Richterbundes (DRB) belief sich die zahl der anhängigen Fälle auf 981.633. Dies berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Im ersten Halbjahr 2025 wurden bei den Staatsanwaltschaften mehr als 2,7 Millionen neue Strafverfahren registriert.
Rückgang der Anklageerhebungen
Im vergangenen jahr wurde nur noch jedes 16. Strafverfahren zur Anklage gebracht. Im Jahr 2014 war es noch etwa jeder zehnte Fall. Der DRB führt dies auf die Überlastung der Staatsanwaltschaften zurück. Immer mehr Verfahren werden wegen Geringfügigkeit eingestellt,um sich auf schwerwiegendere Fälle konzentrieren zu können.
Auswirkungen auf Ladendiebstähle
Besonders betroffen ist die Verfolgung von Ladendiebstählen.laut einer aktuellen Studie des EHI Retail Instituts Köln stieg die Schadenssumme im Einzelhandel im vergangenen Jahr auf fast drei Milliarden Euro. Die Zahl der angezeigten schweren Ladendiebstähle erhöhte sich seit 2014 um fast ein Drittel auf 25.600 Fälle.
Warnung vor Vertrauensverlust in den Rechtsstaat
DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn warnte, das Vertrauen der Bevölkerung in den Rechtsstaat könne rapide schwinden, wenn Straftaten ohne Folgen blieben und Strafprozesse sich über Jahre hinziehen.Die Menschen erwarteten eine handlungsfähige Strafjustiz und keine Strafverfolgung nach Kassenlage.
Maßnahmen zur Entlastung der Justiz
Das Bundeskabinett hat im rahmen eines Rechtsstaatspakts beschlossen, die Justiz der Länder in der laufenden Wahlperiode mit 450 Millionen Euro zu unterstützen. Davon sind 240 Millionen Euro für neues Personal vorgesehen. Rebehn forderte die Länder auf, bei der kommenden Ministerpräsidentenkonferenz im Dezember die Einstellung von 2.000 fehlenden Staatsanwälten und Richtern zuzusagen, damit die Co-Finanzierung des Bundes zügig erfolgen kann.


