Airbus-Manager fordert Risikovorsorge in der Rüstungsindustrie
Vorratshaltung von Rohstoffen und Komponenten
Der Chef der Airbus-Militärsparte airbus Defence and Space, Michael Schöllhorn, hat die Rüstungsindustrie angesichts der angespannten geopolitischen Lage zu mehr Risikovorsorge aufgerufen. Es sei notwendig, unter anderem Rohstoffe und Komponenten auf Lager zu halten, wie es bereits im Kalten Krieg üblich war, sagte Schöllhorn der „Süddeutschen Zeitung“. Eine Grundreserve müsse verfügbar sein, auch wenn dies zusätzliche Kosten verursache.
Abhängigkeit von China und Taiwan
Viele Rohstoffe für die europäische Industrie stammen aus China, Halbleiter werden in großen Mengen aus Taiwan bezogen. Schöllhorn betonte, dass das Risiko eines Ausbleibens dieser Lieferungen bereits länger beobachtet werde. Die Industrie sei heute besser aufgestellt als noch vor drei Jahren, befinde sich jedoch noch nicht auf dem erforderlichen Niveau. Auch die Unternehmen müssten ihren Beitrag leisten.
Vorbereitung auf mögliche Konflikte
Im Falle eines bewaffneten Konflikts hätte Europa laut Schöllhorn nur wenig Zeit. Das Ziel müsse sein, einen Krieg möglichst rasch zu beenden, um die Leidenszeit der Bevölkerung zu minimieren. Ein solcher Konflikt müsse innerhalb weniger Wochen entschieden werden, da Europa auf einen langwierigen Abnutzungskrieg nicht vorbereitet sei.
Gemeinsames Luftkampfsystem FCAS
Zum Streit um das gemeinsame Luftkampfsystem „Future Combat Air System“ (FCAS) von Airbus und Dassault erklärte Schöllhorn, Airbus halte sich an die aktuell gültigen Vereinbarungen. Sollte Dassault ein eigenes Flugzeug entwickeln wollen, würden die bestehenden Absprachen hinfällig. Das FCAS-Projekt werde jedoch nicht scheitern, da ein vernetztes Luftkampfsystem militärisch benötigt werde. Falls Frankreich andere Pläne verfolge, müssten die übrigen Staaten über die Fortführung des FCAS-systems beraten.
Europäische Zusammenarbeit und Zeitdruck
Schöllhorn verwies darauf,dass Europa über weitere Länder verfüge,die sich ebenfalls mit der Frage beschäftigten,ob sie amerikanische Systeme kaufen oder eigene Lösungen entwickeln sollten. Angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Situation sei jedoch keine Zeit bis 2040, wie ursprünglich geplant. Viele Projekte müssten deutlich früher abgeschlossen werden. Schöllhorn betonte: „Wir können keine zeit verplempern.“
Zusammenlegung von Satellitensparten
Schöllhorn verteidigte den Plan der europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerne Leonardo, Thales und Airbus, ihre satellitensparten zusammenzulegen.Dies sei für die Weltraumindustrie in Europa sowie für die Verteidigungsfähigkeit und den Wohlstand des Kontinents von entscheidender Bedeutung. Nationalstaatliche Alleingänge hätten auf dem global hart umkämpften markt, auf dem amerikanische und chinesische Unternehmen zunehmend dominieren, keine Zukunft.



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