GDL fordert umfassende Neuaufstellung der Deutschen Bahn
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Mario Reiß, hält die aktuellen Pläne zur strategischen Neuausrichtung der Deutschen Bahn für unzureichend. „Es bräuchte eine komplette Neuaufstellung der Bahn“, erklärte Reiß im Gespräch mit dem Münchner Merkur von Ippen-Media zu den am Montag vorgestellten Vorhaben.
Trennung von netz und Infrastruktur gefordert
Reiß betonte, dass die Bahn kein Dax-Unternehmen sei, sondern gemeinwohlorientiert geführt werden sollte.Aus seiner sicht müsste das Netz und die Infrastruktur getrennt vom Bund bereitgestellt werden. Dies bezeichnete er als die „Rettung der Bahn“. Derzeit würden laut Reiß erhebliche finanzielle Mittel in einen Konzern investiert, der aktienrechtlich geführt werde, aber nur Verluste schreibe.„Bei der DB werden Gelder bis zum Gehtnichtmehr versenkt“, so Reiß. Für eine erfolgreiche Umstrukturierung müssten verschiedene Akteure,einschließlich der Politik,gemeinsam arbeiten. Reiß äußerte jedoch Zweifel am politischen Willen zur Veränderung. „Die SPD will, dass der Konzern bleibt, wie er ist“, sagte der CDU-Politiker.
kritik an aktuellen Zielsetzungen und Arbeitsbedingungen
Weiterhin kritisierte Reiß, dass ziele bei der Pünktlichkeit nach unten korrigiert würden und die Beschäftigten, die das System tragen, von den Entscheidungsträgern kaum beachtet würden. Die aktuelle Strategie mit dem Titel „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“ könne erst dann erfolgreich sein,wenn sie mit klaren Zeitplänen,konkret nachprüfbaren Maßnahmen und besseren Arbeitsbedingungen für das Personal umgesetzt werde.
Positive Signale durch neue konzernchefin
Mit Blick auf die Ernennung von Evelyn Palla zur neuen Konzernchefin der Deutschen Bahn zeigte sich Reiß grundsätzlich optimistisch. Er hob hervor, dass palla die internen Strukturen kenne und sowohl Erfahrung im deutschen Regionalverkehr als auch aus Österreich mitbringe. Ob sich die Situation bei der Bahn tatsächlich verbessere, hänge jedoch davon ab, ob Palla die richtigen Prioritäten setzen könne – insbesondere beim Entlasten des Personals und beim Angehen der zahlreichen Herausforderungen. Dies sei auch davon abhängig, ob sie die nötigen Freiräume vom zuständigen Ministerium erhalte.