DHL-vorständin nimmt Zusteller in Schutz
DHL-Vorständin Nikola Hagleitner hat angesichts der hohen Zahl von Beschwerden über die Deutsche Post bei der Bundesnetzagentur die Zusteller verteidigt. „Wir sind sehr leistungsfähig“, sagte Hagleitner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie räumte ein: „Ja, es wackelt hier und da mal. Es ist ärgerlich, wenn die Post in einzelfällen mal ein paar Tage nicht kommt, aber das sind keine systemischen Probleme.“
Umstellung der Brieflaufzeiten und Auswirkungen
Hagleitner betonte, dass jede Beschwerde eine zu viel sei. Sie verwies jedoch auf die Dimension des Unternehmens: „Bei 50 Millionen Sendungen am Tag, einem digitalisierungsbedingt enormen betrieblichen Umbau und 116.000 Zustellern bleiben Probleme nicht aus.“ Zudem hob sie die in diesem Jahr umgestellten Brieflaufzeiten hervor. Seit Jahresbeginn hat die Post mehr zeit für die Zustellung von Briefen. Anstatt der bisherigen Frist von einem Werktag für 80 Prozent der Briefe gilt nun, dass 95 Prozent der Sendungen spätestens am dritten Werktag nach dem Einwurf zugestellt sein müssen und 99 Prozent am vierten Werktag.
Gründe für Beschwerden
Die Konzernvorständin erklärte, dass bei einigen Bürgern der Eindruck entstehen könne, sie erhielten plötzlich mehrere briefe auf einmal, wenn diese erst nach drei Tagen zugestellt werden. Dies führe zu Beschwerden. Hagleitner, die seit 2022 den Geschäftsbereich post & Paket in Deutschland verantwortet, bezeichnete die längeren Brieflaufzeiten als einen Faktor für die gestiegene Zahl der Beschwerden. „Sie wurden an die realen Bedürfnisse der Menschen angepasst: weniger Eilbedürftigkeit, dafür hohe Zuverlässigkeit. Dennoch hat es zu Verunsicherung geführt“, so Hagleitner.
Herausforderungen bei der Zustellung
Gleichzeitig räumte Hagleitner auch Probleme bei der Zustellung ein. sie verwies auf Herausforderungen im sommer sowie auf Personalengpässe. „Die Hitzewelle traf uns – und zudem gab es ein rasantes, unvorhergesehenes Paketwachstum im zweistelligen Prozentbereich – selbst Briefe wurden mehr, was eigentlich nicht mehr vorkommt. Dieser Umstand ist auf einen angepassten, niedrigen Personalkörper getroffen“, erklärte Hagleitner. Zu Jahresbeginn habe das Unternehmen Personal reduzieren müssen, um auf zurückgegangene Sendungsmengen zu reagieren.
Maßnahmen zur Stabilisierung
Hagleitner betonte, dass die Reduzierung des Personals notwendig gewesen sei, um wirtschaftlich tragfähig zu bleiben und die Investitionsfähigkeit zu erhalten. „Daher sind wir lokal ins Schwanken gekommen. Aber wir haben reagiert und neues personal eingestellt. Jetzt sind wir wieder stabil“, sagte sie. Zudem verwies sie auf die zunehmende Komplexität des Zustellgeschäfts. „Der E-Commerce entwickelt sich im Eiltempo weiter und testet stetig neue Aktionswochen, die dann zum Teil stark boomen.Es wird immer schwieriger, sich darauf einzustellen. Es gibt zudem Briefwettbewerber, die bei uns einliefern, wenn sie ins Schwimmen kommen“, so Hagleitner.