Diskussion um höhere Zuzahlungen bei Arzneimitteln
In der Debatte um steigende Krankenkassenbeiträge und Reformen der gesetzlichen Krankenversicherung hat der Gesundheitsökonom Wolfgang greiner eine deutlich höhere Kostenbeteiligung von Patienten für verschreibungspflichtige Medikamente vorgeschlagen. Greiner erklärte gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, dass eine inflationsbereinigte Anpassung der derzeit sehr geringen Selbstbeteiligungen in Deutschland dazu führen würde, dass eine reihe von Arzneimitteln nicht mehr erstattet werden, da ihr preis niedriger wäre als die Selbstbeteiligung.
Derzeit zahlen gesetzlich Versicherte pro verschreibungspflichtigem Medikament fünf bis zehn Euro aus eigener Tasche. dieser Betrag ist seit 20 Jahren unverändert. Die restlichen Kosten übernehmen die Krankenkassen. greiner erläuterte, dass eine inflationsbereinigte Anpassung eine Verdopplung der Zuzahlung auf etwa zehn Euro pro Medikament, maximal 20 Euro, bedeuten würde. Daraus könnten mehreinnahmen von rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr resultieren.
Finanzielle Schieflage der Krankenkassen
Gesetzlich Versicherten in Deutschland drohen weiterhin steigende Krankenkassenbeiträge. Der bundesrechnungshof hatte zuletzt in einem Bericht vor dieser Entwicklung gewarnt. Grund dafür ist die angespannte finanzielle Lage der Krankenkassen.Die Bundesregierung plant, die gesetzliche Krankenversicherung zunächst mit Darlehen zu unterstützen. Bundesgesundheitsministerin nina Warken (CDU) hält dies jedoch nicht für ausreichend,um Beitragssteigerungen zu vermeiden,und plädiert für zusätzliche Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt.
Greiner teilt die Einschätzung der Ministerin. Er erklärte,Darlehen seien keine ausreichende Lösung,da sie das Problem lediglich verschieben würden. Eine kurzfristige Stabilisierung der GKV sei nur mit höheren Steuerzuschüssen möglich, die an die Höhe der versicherungsfremden Leistungen gebunden sein sollten.
Forderungen nach grundlegenden Reformen
Die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Thüringens Gesundheitsministerin Katharina Schenk (SPD), sprach sich für schnelle Reformen der gesetzlichen Krankenversicherung aus.Sie bezeichnete den Bericht des Bundesrechnungshofs als „endgültigen Weckruf“ und forderte eine grundlegende Strukturreform sowie die Weiterentwicklung der GKV als solidarisch finanziertes System. Konkrete Maßnahmen wie die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze oder die Reduzierung versicherungsfremder Leistungen lägen bereits vor. Schenk betonte, dass auf Bundesebene nun zügig gehandelt werden müsse, um weitere Belastungen der Beitragszahler zu vermeiden.
Auch die Krankenkasse AOK sieht in Darlehen keine ausreichende Lösung. AOK-Vorstandschefin Carola Reimann kritisierte, dass es derzeit keine ernsthaften bemühungen gebe, das Gesundheitswesen effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten. konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Situation fehlten oder seien in Kommissionen verschoben worden. Gesundheitsministerin Warken plant die Einberufung einer Expertenkommission, um Reformvorschläge für die GKV zu erarbeiten.
Reimann forderte ein gesundheitspolitisches Umdenken. Sie betonte, dass die Ausgaben der GKV nicht dauerhaft die Einnahmen übersteigen dürften, um die gesetzliche Krankenversicherung langfristig zu stabilisieren und eine weitere Belastung von Bevölkerung und Wirtschaft zu verhindern.