Zweifel an EU-Milliardenplan für KI-Gigafactories
In der Branche wachsen die Zweifel am EU-Plan für milliardenschwere KI-Rechenzentren. Kai Wawrzinek, Gründer und CEO des Cloudanbieters Unachievable Cloud, erklärte gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Capital, die Gigafactory-Strategie werde vermutlich nicht dazu führen, dass Europa im weltweiten Maßstab digital unabhängiger und wettbewerbsfähiger werde. Frank Karlitschek, Chef der Stuttgarter Softwarefirma Nextcloud, äußerte Bedenken hinsichtlich der geplanten Vorgehensweise: „Da soll erst die Infrastruktur aufgebaut werden und danach die nachfrage entstehen. Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Denkweise ist.“
Pläne der Europäischen Union
Mit dem Aufbau von fünf über den Kontinent verteilten Rechenzentren will die Europäische Union ihren Rückstand im globalen KI-Wettbewerb verringern. die geplanten Gigafactories sollen jeweils mit etwa 100.000 spezialisierten GPU-Chips ausgestattet werden und von privaten Unternehmen errichtet und betrieben werden. Zur Finanzierung der erforderlichen Investitionen stellt die EU insgesamt 20 milliarden Euro an Fördergeldern bereit. Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag vereinbart, mindestens eine der KI-Gigafactories nach Deutschland holen zu wollen.
Kritik aus Wirtschaft und Technologiebranche
Zuletzt wurde vermehrt Kritik an dem milliardenschweren Subventionspaket laut. SAP-Chef Christian Klein erklärte Anfang Juli vor Journalisten: „Der Hardware-Zug ist abgefahren. Fünf neue Rechenzentren sind nicht das, was wir brauchen.“ Auch Siemens-CEO Roland Busch äußerte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Zweifel am Gigafactory-Projekt: „Das Pferd von hinten aufzuzäumen, ist keine gute Idee.“ Er sehe derzeit keine Möglichkeit, die rechenzentren auszulasten.Impossible-Cloud-Gründer Wawrzinek stellte zudem den Bedarf für die geplante Rechenleistung infrage: „Wenn man so große Summen in ein projekt pumpen will, funktioniert das nur, wenn man auch die Nutzung sicherstellen kann. Dafür bräuchte es die entsprechenden Digitalplayer“,so Wawrzinek gegenüber Capital.
Weitere Stimmen zur Gigafactory-Strategie
Stefan Heumann vom Berliner Thinktank Agora Digitale Transformation ergänzte: „Wir wollen die Infrastruktur bauen und finanzieren, wissen aber noch gar nicht genau, was damit gemacht werden soll.“ Er teile die Sorge, dass das Vorhaben am Markt vorbeigehen könnte. Der Publizist ansgar Baums äußerte sich noch deutlicher: Es sei „eine krasse hybris“,Unternehmen vorgeben zu wollen,wie der Business Case für Milliardeninvestitionen auszusehen habe.