Forderung nach Neuausrichtung des Bundeswehr-Beschaffungsamts
Bei der Wiederaufrüstung der Bundeswehr soll das Beschaffungsamt in Koblenz nach Einschätzung aus dem Bundeswirtschaftsministerium weitgehend entmachtet und durch eine neue Agentur ersetzt werden. Diese Forderung erhebt Moritz Schularick, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) und neuer Rüstungsberater von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), im Pro-Newsletter Industrie & Handel des Nachrichtenmagazins POLITICO.
Ökonomische und technologische Aspekte im Fokus
Schularick betont, dass in keinem anderen Bereich in Deutschland in den kommenden Jahren so viel Geld ausgegeben werde wie bei der Rüstung. Daher sei es besonders wichtig, ökonomische Überlegungen in den Mittelpunkt zu stellen.Er äußert die Befürchtung, dass ökonomische und technologische Fragen im militärischen Denken und im Verteidigungsministerium zu kurz kommen.
Kritik an Reformen des Beschaffungsamts
Nach ansicht Schularicks seien die aktuellen reformen des Beschaffungsamts in Koblenz nicht ausreichend.Während das Amt für die Beschaffung bestehender Waffensysteme wie Leopard-Panzer geeignet sei, hält er es für die Beschaffung von Hochtechnologie und risikobehafteten Projekten für ungeeignet. Für diese Bereiche schlägt er die Gründung einer neuen Agentur vor.
Neue Wege bei militärischer Beschaffung
Schularick fordert, dass der Staat bei der Aufrüstung und militärischen Beschaffung neue Wege gehen müsse, um die vorgesehenen Investitionen optimal einzusetzen. Dies könne sowohl der Bundeswehr als auch der deutschen Wirtschaft zugutekommen.
Ausbau der industriellen Kapazitäten und technologische Innovation
Im Bereich traditioneller Waffen wie Artillerie, Panzer oder Hubschrauber sieht Schularick die Notwendigkeit, von der Manufaktur in die industrielle Massenproduktion zu wechseln.Die Kapazitäten in der Industrie müssten deutlich ausgeweitet werden,was bislang noch nicht geschehen sei.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Sprung in die nächste Generation der Verteidigungstechnologie. Bei der Entwicklung autonomer Systeme, Künstlicher Intelligenz, Robotik, satelliten oder Überschall-Systemen sieht Schularick große wirtschaftliche Chancen.Besonders bei Künstlicher Intelligenz und autonomen Systemen sieht er Nachholbedarf gegenüber den USA und China.
Förderung von Start-ups und Innovationen
Schularick schlägt vor, dass der staat Start-ups stärker unterstützen sollte. Zum einen könne ein staatlicher Fonds als Co-Investor neben privaten Investoren in Start-ups und Scale-ups investieren. Zum anderen solle der Staat in zukunftsträchtigen Bereichen mit höherem Risiko als Ankerkunde für Start-ups auftreten.
Als Beispiel nennt Schularick die Möglichkeit,dass die Bundeswehr einem Start-up für Unterwasser-Drohnen über drei Jahre hinweg jährlich 300 Stück abnimmt. Dabei sei ein gewisses Risiko unvermeidbar,doch es müsse gehandelt werden,um Innovationen voranzutreiben.