Studie: Hohe Hürden bremsen berufliche Weiterbildung in Deutschland
Nur knapp jeder zweite Beschäftigte in Deutschland plant innerhalb der nächsten zwölf Monate eine berufliche Weiterbildung. Als Gründe nennt eine aktuelle Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung fehlende Informationen, unklare Perspektiven, hohe Kosten und Zeitmangel.
Im Jahr 2020 gaben noch 57 Prozent der Befragten an, eine Weiterbildungsteilnahme zu planen. Bis 2025 sank dieser Wert auf 50,7 Prozent. die Studie verzeichnet damit das dritte Jahr in Folge einen Rückgang der Weiterbildungsbeteiligung.
Hürden beim Zugang zu Weiterbildung
Die Untersuchung zeigt,dass viele Weiterbildungsinteressierte keinen ausreichenden Überblick über vorhandene Angebote haben. Häufig ist unklar, welche Kurse geeignet sind oder welche Fördermöglichkeiten bestehen.
Personen, die Weiterbildungen eher zurückhaltend gegenüberstehen, verfügen laut Studie oft über zu wenig Informationen zu Gehalts- und Aufstiegschancen. Ältere Beschäftigte sehen zudem teilweise keinen Nutzen mehr in einer Weiterbildung.
Besonders Beschäftigte ohne Weiterbildungserfahrung benötigen laut Studie niedrigschwellige Unterstützung. Ohne verlässliche Orientierung, Beratung und betriebliche Lernstrukturen drohen insbesondere Geringqualifizierte und Ältere vom Wandel der Arbeitswelt abgehängt zu werden.
Die Autoren der Untersuchung plädieren dafür, Weiterbildung politisch als zentrale Infrastruktur der Fachkräftesicherung zu behandeln. Genannt werden klare Zuständigkeiten, eine verlässliche Finanzierung sowie der Ausbau niedrigschwelliger Beratungs- und Unterstützungsangebote.
Transformation im Saarland und Rolle der Arbeitskammer
Das Saarland befindet sich nach Angaben der Arbeitskammer des Saarlandes in einer tiefgreifenden sozial-ökologischen Transformation von Wirtschaft und Arbeitswelt. Stellenabbau in Industriebetrieben und Fachkräftemangel stehen sich dabei gegenüber.
Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes, verweist auf die Bedeutung von Qualifizierung: Berufliche Weiterbildung sei ein zentraler Faktor, um die Transformation sozial gerecht zu gestalten. Die Arbeitskammer verstehe sich mit ihrem Weiterbildungsverbund und dem Weiterbildungsportal als zentraler Akteur für eine Weiterbildungskultur im saarland.
Zugleich fordert otto, dass politische Akteure und Betriebe zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um Beschäftigten Weiterbildung zu ermöglichen.
Weiterbildungsportal und Transformationsmentoren
Nach Angaben der Arbeitskammer bündelt das Weiterbildungsportal Saarland qualitätsgesicherte Informationen zu Angeboten und Fördermöglichkeiten.Es stellt zudem digitale werkzeuge wie eine KI-assistierte Kurssuche und den „entwicklungskompass“ bereit. Damit sollen Informationsdefizite adressiert werden, die die Studie als zentrale Hürden beim Zugang zur Weiterbildung identifiziert.
Ein weiterer Ansatz ist die Qualifizierung von transformationsmentorinnen. diese beraten Kolleginnen zu Lernwegen, Fördermöglichkeiten und Entwicklungschancen. Laut Arbeitskammer entspricht dieser Ansatz den Empfehlungen des Autors der Studie.
Forderungen an Politik und Betriebe
Die Studienergebnisse werden von der Arbeitskammer des Saarlandes als Hinweis gewertet, dass ein großer Teil der Beschäftigten schon am Zugang zu Weiterbildung scheitert. Beschäftigte benötigten Orientierung, Beratung und konkrete Hilfestellung.Otto sieht neben der Politik auch die Unternehmen in der Verantwortung. Die Studie zeige, dass Weiterbildung in Betrieben häufig noch als persönliche Angelegenheit der Beschäftigten betrachtet werde. aus Sicht der Arbeitskammer ist Weiterbildung jedoch ein Bestandteil strategischer Personalentwicklung und müsse für alle Beschäftigten real zugänglich sein, insbesondere im Zuge der laufenden Transformation.




