Präsident des Instituts für Weltwirtschaft fordert längere Arbeitszeit ohne Lohnausgleich
Der Präsident des instituts für Weltwirtschaft Kiel (ifw), Moritz Schularick, hat sich für eine unbezahlte Ausweitung der Arbeitszeit in Deutschland ausgesprochen. „Ich wäre dafür, dass wir alle zehn Prozent mehr arbeiten, auch ohne Lohnausgleich“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstagausgabe). „Wenn wir wieder wachsen wollen, führt an einer Ausweitung des Arbeitsvolumens kein Weg vorbei.“
Appell an Gewerkschaften und Politik
Eindringlich appellierte Schularick an die Gewerkschaften, sich geplanten reformen nicht zu widersetzen. „Wenn jetzt nicht mutig gehandelt wird,wird hier viel mehr ins Rutschen kommen,als den Gewerkschaften lieb ist. Ich hoffe, der Groschen ist inzwischen überall gefallen“, sagte der IfW-Präsident.
Die Gewerkschaften sollten nach seinen Worten der Koalition „keine Subventionen für sterbende altindustrien abpressen, sondern dabei helfen, mutig die Veränderungen zu ermöglichen, die es braucht, um voranzukommen“.
Forderung nach flexiblerem Arbeitsrecht
Bewegung auf dem Arbeitsmarkt
Zu den notwendigen Veränderungen zählt Schularick „ein flexibleres Arbeitsrecht“. Dies sei „voll im Interesse der Arbeitnehmer, wenn mehr Bewegung in den Arbeitsmarkt kommt: Von der Auto- in die Rüstungsindustrie, in die E-Mobilität, in die planung von Roboterfabriken“, so der IfW-Präsident.Er forderte eine Lockerung des Kündigungsschutzes, „allen voran für Hochverdiener“, und niedrigere Kosten für Neueinstellungen. „Ja, der Kündigungsschutz muss gelockert werden, und ja, das Einstellen von Arbeitnehmern muss billiger werden“, sagte Schularick. Die bestehenden Regelungen kritisierte er mit den Worten: „Unsere Arbeitsmarktgesetze atmen noch den Geist der 70er und 80er Jahre. Die sind ein halbes Jahrhundert vorüber.“
Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer
Schularick verwies zudem auf die nach seiner Darstellung im internationalen Vergleich „extrem niedrige“ Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer in Deutschland. Diese erschwere die Lage, „weil wir ein Frühverrentungsparadies sind“, sagte er.
Mit Blick auf andere Länder sagte Schularick: „Die Skandinavier schaffen es auch, die Menschen mit 65 oder 70 im Arbeitsleben zu halten, warum nicht auch hier?“











