Lufthansa warnt vor weiteren Streckenstreichungen
lufthansa-Airlines-Chef Jens Ritter hat angesichts gestiegener Standortkosten vor der Stilllegung weiterer Flugverbindungen von deutschen Flughäfen gewarnt. „Wenn Verbindungen unrentabel werden, sind wir gezwungen, Strecken zu reduzieren und die flugzeuge woanders einzusetzen“, sagte Ritter den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Liste der Flughäfen, die aus betriebswirtschaftlicher Sicht überprüft werden müssten, sei lang. Genannt wurden unter anderem Bremen, Dresden, Köln, Leipzig, Münster, Nürnberg und Stuttgart.
Kritik an fehlenden Entlastungen
Ritter zeigte sich zudem enttäuscht über nicht eingelöste Versprechen der Bundesregierung. Im Haushaltsentwurf für 2026 seien keine Entlastungen für flüge ab Deutschland vorgesehen. Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD ursprünglich zugesagt, luftverkehrsspezifische Steuern, Gebühren und Abgaben zu reduzieren sowie die Erhöhung der Luftverkehrsteuer zurückzunehmen.
Steigende Standortkosten
Nach Angaben der Lufthansa sind die Standortkosten seit Jahresbeginn weiter gestiegen. So erhöhten sich die An- und Abfluggebühren laut Unternehmen um 40 Prozent, die Flugsicherungsgebühr um 25 Prozent.
Forderungen an die Politik
Ritter bezeichnete die hohen Kosten als Fehlentwicklung. Ganze Wirtschaftszentren in Deutschland seien nicht mehr ausreichend an internationale Märkte angebunden. Er forderte ein rasches politisches Handeln, um eine Abwärtsspirale zu verhindern. Konkret sprach sich Ritter für eine Senkung der Kosten für Flugsicherung und Luftsicherheit sowie eine Reduzierung der luftverkehrsteuer aus. Der Staat müsse sich dabei stärker engagieren.
Unterstützung aus der Politik
Unterstützung erhält die Lufthansa vom Tourismus-Koordinator der bundesregierung, Christoph Ploß (CDU). Deutschland müsse als Luftverkehrsstandort wieder attraktiver werden, erklärte Ploß gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Wenn Fluggesellschaften Verbindungen in Nachbarländer verlegen, weil Flüge von und nach Deutschland nicht mehr rentabel seien, müsse gegengesteuert werden. Ploß forderte ebenfalls eine Senkung der Luftverkehrsteuer und verwies auf die entsprechende Passage im Koalitionsvertrag. Die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland sei davon besonders abhängig.
Schwache Erholung des Luftverkehrs
Laut Lufthansa liegt Deutschland bei der Erholung des Luftverkehrs nach der Corona-Pandemie auf Rang 28 von 31 europäischen Ländern. Das Angebot an Flügen zwischen deutschen Großstädten stagniere bei rund 20 Prozent des Niveaus von 2019. Unter Einbeziehung der zubringerflüge zu den Drehkreuzen Frankfurt und München habe sich das Angebot seit 2019 halbiert.