Warnung vor steigenden Beiträgen in der gesetzlichen Krankenversicherung
Der Vorstandschef des GKV-Spitzenverbands, Oliver Blatt, warnt vor einem deutlichen Anstieg der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung. Ohne Reformen werde der Zusatzbeitrag anfang 2026 auf über drei Prozent steigen,erklärte Blatt gegenüber dem „Handelsblatt“. Bereits 2025 werde der durchschnittliche zusatzbeitrag bei 2,9 Prozent liegen. Die Krankenkassen können diesen Zusatzbeitrag eigenständig festlegen. Blatt betonte, dass Versicherte am Ende mehr zahlen müssten, ohne dafür zusätzliche Leistungen zu erhalten.
Beitragssätze und Kostenentwicklung
Der allgemeine Beitragssatz liegt derzeit bei 14,6 Prozent. Sowohl der allgemeine Beitragssatz als auch der Zusatzbeitrag werden jeweils zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen. Blatt warnte, dass bei ausbleibenden Reformen die Beiträge weiter steigen und die Wettbewerbsfähigkeit leide. Er forderte, den Trend zu stoppen, indem Kostensteigerungen begrenzt und die Qualität verbessert werden.
Keine versteckten Leistungskürzungen
blatt wies den Vorwurf zurück, es gebe versteckte Leistungskürzungen, etwa durch Zuzahlungen oder längere Genehmigungsverfahren. Es gebe keine Strategie, Leistungen durch die Hintertür zu kürzen. Auch eine Staffelung der Beiträge nach Lebensstil lehnt er ab. Als Beispiel nannte er, dass die zahlreichen Meniskus-Operationen im Fußball mehr kosten als seltene Paragleitunfälle. Daher sprach er sich für das solidarprinzip und positive Anreize statt Strafen aus.
Kritik an Vorschlägen zur Beitragsrückzahlung
Vorschläge, Beiträge zurückzuzahlen, wenn Versicherte in einem quartal keinen Arzt aufsuchen, lehnt Blatt ab. Dies widerspreche dem Solidarprinzip und benachteilige chronisch und schwer kranke Menschen, die viele Behandlungen benötigen, jedoch nicht aufgrund eines ungesunden Lebensstils.
Reformdruck auch in der Pflegeversicherung
Blatt sieht auch in der Pflegeversicherung Reformbedarf. Für das Jahr 2025 rechnet der GKV-Spitzenverband dank eines Bundesdarlehens mit einem Plus von rund 500 Millionen Euro. Im Jahr 2026 wird trotz dieser Hilfen ein defizit von 1,1 Milliarden Euro erwartet. Die Lage sei ernst, aber das System werde nicht zusammenbrechen, betonte Blatt.